November 2024
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01.10.2024
𝗞𝘂𝘀𝗰𝗵𝗲𝗹𝗱𝗼𝘀𝗲𝗻𝘁𝗮𝗴 𝟳𝟭𝟲
𝔹𝕒𝕘𝕟𝕠𝕣𝕖𝕘𝕚𝕠 –
𝔹𝕖𝕫𝕒𝕦𝕓𝕖𝕣𝕟𝕕𝕖𝕣 𝕜𝕒𝕟𝕟 𝕜𝕒𝕦𝕞 𝕟𝕚𝕔𝕙𝕥 𝕟𝕚𝕔𝕙𝕥𝕤 𝕝𝕠𝕤 𝕤𝕖𝕚𝕟.
Bagnoregio, das klingt schon mal nach einem Ort, an dem man auf jeden Fall gewesen sein sollte. Das haben wir uns zumindest gedacht, als uns ein paar Freunde, unabhängig voneinander, auf dieses kleine Örtchen in Umbrien aufmerksam machten.
Bagnoregio… das klingt auch schon, als wäre hier etwas ganz Großes passiert, etwas das man auf keinen Fall verpassen sollte. Kleiner Spoiler vorab… Da ist nix Großes passiert, garnix, zumindest nicht in den letzten paar hundert Jahren.
Das macht aber nichts, denn der Ort hat trotzdem Charme und verzaubert schlicht und ergreifend durch seine äußere Erscheinung. Manchmal ist ja auch mal "nix" ganz spannend.
Bagnoregio ist heute eine Stadt mit… Moment… es wird mal gegoogelt… ganz genau 3.700 Einwohnern, gehört also nicht gerade zu den italienischen Metropolen. Das liegt vielleicht auch daran, dass das Ferrari-Werk nicht auf den Hügel gepasst hat. 🤷
Das Besondere an Bagnoregio ist auch nicht die Menge der Einwohner, sondern eher das, was drumherum passiert – oder besser gesagt wegbricht.
Denn der Ortsteil „Civita de Bagnoregio“ liegt, wie ein Sahnehäubchen auf Mürbeteig, auf einem Tuffsteinfelsen.
Suboptimal ist allerdings die Tatsache, dass der Mürbeteig im Laufe der letzten Jahrhunderte recht krümelig geworden ist. Die Stadt erodiert und bekommt so nach und nach seinen Untergrund gemopst. Nicht umsonst nennen die Italiener Bagoregio auch "la città che muore" - Die sterbende Stadt.
Ein Architekt oder Immobilienmakler würde diese Tatsache vielleicht als charmantes Detail im „Used-Look“ bezeichnen. In Wirklichkeit ist dies jedoch eher ein, auf lange Frist gesehen, erheblicher Mangel in Bezug auf die Wohnqualität.🙈
Das umliegende „Valle dei Calanchi“ ist ein Tal voller Schluchten und Furchen, das durch die Vulkanaktivitäten der letzten Jahrmillionen geformt wurde. Die Landschaft erinnert allerdings eher an eine Nahaufnahme des Gesichtes von Dieter Bohlen, als an das Fundament für eine heimelige Reihenhaussiedlung. Dies ist zwar toll für Postkarten, doch eher suboptimal für die hiesigen Immobilenpreise.🤷
Wie so viele Orte in dieser Gegend, wurde auch Bagnoregio vor ca. 2.500 Jahren von den Truskern auf diesem Hügel drapiert. Seitdem hat das Städtchen so einiges mitgemacht.
Die Römer kamen mit ihren schicken Sandalen, das Mittelalter kam mit seinen Blechbüchsenmänneken, die Pest mit seinen Hungersnöten, und last, but not least kamen die Bagnoresi auch an der Inquisition nicht vorbei. Ja selbst die eine oder andere schlechte Pizzalieferungen überlebte Bagnoregio.
Den Ortsteil „Civita de Bagnoregio“ kann man im Übrigen nur über eine lange Brücke erreichen
Es sieht ein wenig so aus, als hätte es jemand direkt aus einem Märchenbuch geklaut und auf diesen wackeligen Felsen gestellt. Inklusive Ruinen, engen Gassen und der permanenten Angst, dass der nächste große Regen die Hälfte der Stadt mitnimmt. Da kommt man ins Schwitzen, – und das nicht nur wegen der Sommerhitze.🙈
Die Kathedrale San Donato, die Kirche in Citivo, hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert. Nicht schlecht für ein Gebäude, das auf einem so bröckelnden Felsen steht.
Kleiner Tipp an den Gemeinderat:
Vielleicht solltet ihr eher mal dort renovieren, bevor ihr in weitere Souvenirshops investiert. Doch vielleicht verfügt ihr ja über Informationen, die dem unwissenden Besucher nicht zu Verfügung stehen. Veilleicht lohnt sich eine Restauration aufgrund der voraussichtlichen Halbwertzeit schon garnicht mehr. 🙈
𝗨𝗻𝘀𝗲𝗿 𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Bagnoregio ist eine Stadt, die einem zeigt, dass es nicht immer auf Stabilität ankommt. Man kann auf einem bröckelnden Felsen leben und trotzdem den schönsten Ausblick der Welt haben. Solange der Felsen noch da ist, sollte man sich das mal anschauen. Wer weiß, vielleicht hat man in 100 Jahren ja nur noch die Bilder, die wir in diesem Beitrag posten.
𝗨𝗻𝘀𝗲𝗿 𝗦𝘁𝗲𝗵𝗽𝗹𝗮𝘁𝘇:
https://maps.app.goo.gl/HeW6qfPiPgsaMEJ18
(ca. 20 Minuten Fußweg bis zum Eingang Citivo Bagnargio, 7,00 € Tagesticket)
Mai 2024