Willkommen bei Ulrike, Holger & Oscar
unser kleiner Reisblog

April 2025

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06.03.2025
Kuscheldosentag 873
Mahdia… mit dem Muezzin auf Tuchfühlung.

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Wie wir bereits berichteten, befinden wir uns aktuell mitten im Ramadan der muslimischen Fastenzeit.

Nachdem wir den ersten Kulturschock verarbeitet haben, konnten wir uns mittlerweile recht gut mit den Gepflogenheiten der regionalen Bevölkerung arrangieren.

Vielleicht hätten wir einfach nicht ausgerechnet neben der größten Moschee von Mahdia parken sollen. 🤷‍♂️

Zu unserer Verteidigung sei gesagt, dass sie weder ein Minarett noch sonst irgendwelche Türmchen besitzt die darauf hinweisen, dass es sich bei diesem Gebäude um eine Zeitbombe handeln könnte, die morgens um 5.00 Uhr  auf akustisch höchst explosive Weise  ihrer Bestimmung zugeführt wird.

Wir wollen diesem Hause Gottes jetzt nicht unbedingt eine arglistige Täuschung unterstellen, denn selbst wir, als ausgewiesene religiöse Dilettanten hätten uns zu Ramadan nicht ausgerechnet neben eine Moschee gestellt. 

Aber wie bereits erwähnt, gab es diesbezüglich keinerlei Hinweise, sodass wir bei der Gegenpartei zumindest von einer groben Fahrlässigkeit bezüglich Kenntlichmachung religiöser Bauwerke ausgehen müssen. 

Mildernde Umstände gab es trotzdem keine… zumindest nicht für uns.🤦‍♂️

In örtlicher Unkenntnis vermuteten wir uns eigentlich neben der alten Festung „Borj El Kebir“.

Das war dann allerdings ein Trugschluss… wie wir dann morgens um 5.00 Uhr erfahren durften. 

Nämlich genau dann, als der Muezzin quasi in unserem Bett stand und uns aufforderte, uns zum Morgengebet zu positionieren.

Mein atheistisches Unterbewusstsein beantwortete diese Aufforderung mit einem Wurf des Kopfkissens gegen die Seitenwand  unserer Kuscheldose, was allerdings weder dem Muezzin noch Allah  besonders zu beeindrucken schien.

Gefühlte 1,5 Stunden, also reale 5 Minuten erfüllte seine Schallattacke die tunesischer Morgenluft und prasselte gnadenlos auf uns ein.
Aufgrund der vorausgegangenen nächtlichen, von uns doch akustisch recht intensiv empfundenen Turbulenzen rund um unseren Nachtplatz (wir berichteten), wäre ein Aufschub dieses muslimischen Glaubensbekenntnisses in der Lautstärke eines Presslufthammers in einem Berliner U-Bahn Schacht durchaus obsolet gewesen.
🤦‍♂️

Doch es sollte nicht sein. 🤷‍♂️

Stattdessen wurde unsere, ihn dosierten Raten vollzogene Nachtruhe  gegen 8.00 Uhr endgültig beendet, als dutzende von Händler begannen, ihre Stände für den Markttag aufzubauen.

Aber auch dieses Ereignis nahmen wir mit der Gelassenheit eines Zen-Meisters…
… oder wie heißen die Typen doch gleich, die von ihrem Lkw herunter Fisch verkaufen?

Nichtsdestotrotz wollten wir die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten noch kennenlernen, bevor wir weiterziehen.
Da wäre zum Beispiel die bereits erwähnte
Moschee, die wir ja bereits akustisch gut kennenlernen durften:
Wir bereits erwähnt hat diese Moschee weder ein Minarett noch sonstige Türme, die darauf hinweisen könnten, dass wir vor einer solchen stehen. 

Ein massiver Bau, der eher an eine Festung als ein Gotteshaus erinnert.  Es ist ein bisschen wie ein Lehrer, der gar nicht laut werden muss, um entsprechenden Respekt von den Schülern zu erhalten. Allein die Präsenz tut sein Übriges.

Mahdia ist so eine Stadt, bei der du schon beim Betreten den Eindruck nicht los wird, dass eine Verfilmung seiner Geschichte nur als monumentaler Mehrteiler in Überlänge zu realisieren wäre.

Gegründet im Jahr 921 von den Fatimiden unter Kalif Abdallah al-Mahdi, diente es einst als Hauptstadt von Ifrīqiya.
Die Fatimiden – das waren so eine Art Umzugsunternehmen ohne Auftragsgeber. 

So beförderten sie ihr jeweiliges Mobiliar vom Nahen Osten aus immer ins westlich gelegene Nordafrika, ums ich dort häuslich niederzulassen. An der Stelle, an der nun Mahdia liegt, dachten sie sich wohl, dass das der perfekte Platz für ihren Hauptwohnsitz wäre und riefen dort mal eben das Kalifat aus. Und damit es auch der ignoranteste Berber begreift, nannten sie  die neue Stadt auch gleich nach unserem Boss „Abdallah al-Mahdi“.
Gesagt…getan… der Rest ist Geschichte… wenn auch eine ein recht angestaubte.

Das ging eine Weile gut, dann kamen die Normannen, dann die Spanier, dann wieder die Osmanen – also ein ziemliches Kommen und Gehen.
Wenn Mahdia eine WG wäre, hätte die Erstellung eines Putzplans wenig Sinn gemacht.
Heute ist Mahdia ein beschauliches Städtchen mit viel Charme, einer Menge Fischerbooten und einem Flair, das irgendwo zwischen 1001 Nacht und einem
"Ach, wäre das schön hier, wenn es was zu essen gäbe“ liegt.

Die Festung Borj El Kebir thront majestätisch über der Stadt und bietet einen atemberaubenden Blick über das Meer. 

Man sagt, von hier aus könne man bis nach Italien schauen – also zumindest theoretisch… praktisch wird hier höchstwahrscheinlich die Erdkrümmung zum Spielverderber.

Wer sich mal nach Mahdia verirrt, oder sich diesen Ort tatsächlich bewusst auf die Agenda gesetzt hat, sollte unbedingt den Seefahrer-Friedhof „Cimetière Marin de Mahdia“ besuchen. 

Entlang der Küste reihen sich die weißen Grabsteine bis hinaus zum Leuchtturm aneinander und bieten einen nachhaltig beeindruckenden Kontrast zum türkisfarbenen Meer im Hintergrund.  Vorausgesetzt die Sonne scheint… was hier in Tunesien hin und wieder mal vorkommen kann.

Und bevor wir durch den nächsten, unvermeidlichen Kanonenschlag wieder zu Diskussionen mit unseren Oscar genötigt werden, da er für diesen akustischen Angriff auf seine, eher atheistisch geprägten Gehörgänge kein Verständnis zeigt, zogen wir es dann doch vor weiterzuziehen.

Das wir diesem „dezenten Hinweis“ auf die Fastenperiode nur entfliehen können, in dem wir irgendwo im nirgendwo, weitab von irgendwelcher muslimischen Zivilisation übernachten, das wussten wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht.🤷‍♂️

Spätestens in Monastir, unserm nächsten Ziel, sollten wir jedoch noch einmal „dezent“ drauf aufmerksam gemacht werden.
In diesem Sinne… Fortsetzung folgt…



05.03.2025
Kuscheldosentag 872

Ramadan… live, in Farbe und in Dolby Surround


Seit 10 Tagen stehen wir nun wieder hier auf Djerba… warum? Weil wir es können. 💪😋
Am Strand… zwischen Palmen… und in guter Gesellschaft… was braucht man mehr im Leben?
Die „Romas“ und die „Huras“ standen, im wahrsten Sinne des Wortes mal wieder an unserer Seite und so verging Tag um Tag ohne dass wir bemerkten, wo die Zeit eigentlich hinrennt.
Zumindest ist die Zeit in Richtung Ramadan gerannt… denn der hat hier in Tunesien mittlerweile Einzug gehalten.  Ramadan, das ist jetzt kein Diarrhoe auslösender Virus, sondern die islamische Fastenzeit.
Dies sei einmal nur am Rande für diejenigen unter Euch bemerkt, für die Fasten immer noch ein theoretisches Konstrukt aus einem etwas in die Jahre gekommenen Schriftstück zur parapädagogischen Bildung innerhalb des europäischen Kulturkreises sein sollte.  Also, für Menschen wie mich. 😉
Denn durch die Anhängerschaft des besagten Memorandum, kennen wir eine Fastenzeit auch in Deutschland…
Bis Aschermittwoch gibt man sich noch mal so richtig den „Hau den Lukas“ und dann wird gefastet… also verzichtet… auf was auch immer.
Angeblich geht dieses Prozedere auf eine Zeit zurück, als unser „Latte-Jupp“ 40 Tage durch die Wüste gestapft ist und auf jegliche Art von kulinarischem Input verzichtete.
Seither unterzieht sich der gute Christ, oder derjenige, der sich dafür hält, dieser biblisch verordneten, 40tägigen „Null-Diät“.
Heutzutage sieht das Fasten im Allgemeinen ganz anders aus.
Zum Beispiel geht der ein oder andere mit dem festen Entschluss in den Aschermittwoch:
„Ich mache dann mal Alkoholfasten“… Erstens, weil ich in den letzten Tagen ohnehin viel Zuviel an „kleinen Feiglingen“, „Kröver Nacktarsch“ oder ähnlich wohlklingende Alkoholika zu mir genommen habe und damit meiner Leber über einen gewissen Zeitraum eine Regenerierung gönnen könnte und Zweitens, tue ich gleichzeitig noch ein wenig etwas für meinen Seelenheil… Zumindest, wenn man diesem ominösen Schriftstück mit den Goldlettern auf dem Einband Glauben schenken mag.
Ausnahme ist natürlich Montag… da ist Stammtisch… Mittwoch… da geht es auch nicht… Kegelabend… und was ist ein Kegel-Abend ohne die obligatorische Schnäpschen-Runde wenn „Alle Neune“ oder ein „Pudel“ geworfen wird? Das geht natürlich nicht…das sollte selbst Jesus verstehen.
Und natürlich das Bierchen zum Essen… auch das muss sein.… aber das zählt ohnehin nicht… Bier ist ja schließlich (m)ein Grundnahrungsmittel und kein Alkohol. Das weiß ja in Deutschland jeder. Es sei denn Du befindest Dich gerade in Italien oder Frankreich. In diesen Ländern fällt dann eher der Wein durchs christliche Ausschlussraster.
Der „Verzicht auf Süßigkeiten“, wird dann kurzerhand durch Genuss eines durchaus „gesunden“ Bananen-Smoothie mit reichlich Vanillearoma“ überbrückt.
So oder so ähnlich, schummelt sich der „gute Christ“ durch seine individuelle Fastenzeit.
Aber das ist auch OK… Willkommen im 21. Jahrhundert.
Auch unsere muslimischen Freunde zelebrieren einmal im Jahr ihre Fastenzeit. Wie es der Zufall will, auch fast zur gleichen Zeit, wie die Christen. Nämlich genau „JETZT“
Hier nennt man es „Ramadan“, der dieses Jahr am 1. März beginnt und am 30. März endet.  Dem aufmerksamen Leser wird jetzt nicht entgangen sein, dass die islamische Fastenzeit gegenüber dem Christentum, um 10 Tage kürzer ist. Das mag daran liegen, das das Fasten dem gläubigen Muslim auch um einiges weniger Spielraum erlaubt, als das christliche Fasten.
Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang wird hier auf jegliche Art von Nahrung verzichtet. Fortpflanzungsversuche sind in diesem Zeitraum ebenfalls nicht adäquat.
Während bei uns das Fasten eher jeder mit sich selbst ausmacht, wird die Fastenzeit im muslimischen Ländern gesellschaftlich öffentlich zelebriert was wir, als „notorische Fastenbrecher“ auch recht deutlich zu spüren bekommen.
Noch stehen wir in unserem kleinen Paradies auf Djerba, doch auch der schönste Stellplatz hat das Recht, irgendwann mal langweilig zu werden. Und so setzen wir unsere Reise in das etwa 400 km nördlich liegende Mahdia fort, wo natürlich auch Ramadan gefeiert wird.
Die „Huras“ lassen wir im Paradies zurück, während die „Romas“ sich bereits im „Tiefflug“ auf dem zur Fähre befinden, um Tunesien vorzeitig zu verlassen. Aufgrund einiger,  notwendigen Reparaturmaßnahmen an ihrem Gefährt, sowie die aktuellen Rahmenbedingungen in den örtlichen, gastronomischen Betrieben ließen sie zu den Schluss kommen, Tunesien nun einfach in schöner Erinnerung behalten.
Wir laufen nach einer recht unspektakulären Fahrt durch die Gassen von Mahdia und stoßen auf recht ungastlich drapierte Stapel von Plastikstühlen, die vor einer noch ungastlicheren, heruntergelassenen Jalousie recht zweckentfremdet zwischengelagert sind. Hinter dieser Jalousie vermuten wir ein doch eher gastliches Restaurant, das aus besagten Gründen geschlossen hat.
Als Quintessenz nehmen wir die Erkenntnis mit, dass die Wahrscheinlichkeit unseren nichtmuslimischen Hang zur Nahrungsaufnahme in ortsansässigen, gastronomischen Betrieben zu stillen, gegen Null tendiert. 🤷‍♂️
Aus Verzweiflung versuchen wir unsere, im Laufe unserer Reisen perfektionierte olfaktorische Peilung zu aktivieren und halten gemeinsam unsere Aroma-Detektoren in die Luft, um irgendwo Spuren einer kulinarischen Duftspur auszumachen. … aber nichts… gar nichts…
Der für uns in diesem Land sonst so vertraute Geruch von gegrilltem Hähnchen, frischen Crêpe und in Fett gebackenen Brik bleibt ein sehnsüchtiger Abruf unserer Erinnerung.
Die machen hier echt Ernst mit ihrem Ramadan. 🙈
Solltest also einmal Tunesien zu Ramadan besuchen und dich nicht in einem der unzähligen Resorts mit All-You-Can-Eat-Buffet eingemietet haben, sondern, wie wir mit dem Camper unterwegs sein, hier ein gut gemeinter Rat:
Übernachte möglichst nicht in Stadtnähe oder wie wir, mitten in Mittendrin. Genauso gut könntest Du auch dein Nachtlager auf einem Livekonzert von Pink Floyd, in einem der Subwoofer aufschlagen.
Sobald die Sonne untergeht, verwandelt sich ganz Tunesien gefühlt in eine Gartenparty für präpubertäre Achtklässler auf gepimpter Erdbeerbowle.
Mit einem, im wahrsten Sinne des Wortes, Kanonenschlag wird zu Sonnenuntergang die Fastenzeit unterbrochen.
Nachdem sogenannten „Iftār“, also dem eigentlichen Fastenbrechen, bei dem man bei noch brav bei Mama seine Datteln mümmelt geht es in die Stadt, um selbige dann lautstark auf links zu krempeln…
… also genau dort, wo wir uns eigentlich friedlich auf unsere Nachtruhe vorbereiten möchten. Man finde an dieser Stelle den Zielkonflikt, bezüglich des kulturell geprägten Zeitmanagements.
Und ja… wir hätten es uns auch denken können.
Trotzdem standen wir nun mitten in Mahdja, das sich nach Sonnenuntergang, zumindest akustisch in einen nordafrikanischen Rosenmontagszug verwandelte.
Die Tunesier finden es gut… wir tendieren dann doch eher zu einer semieuphorischen Stimmungslage.
Aber was soll es… schließlich sind wir Gast in diesem Land und keiner zwingt uns, unseren Nachtplatz ausgerechnet an der Fressmeile von Mahdja aufzuschlagen.
So passen wir den Dezibel-Bereich unseres Bluetooth-gesteuerten JBL-Lausprechers der Lautstärke unserer Umgebung an und widmen uns entspannt dem Angebot eines bekannten Streaming-Dienstes, bis es dann tatsächlich auch irgendwann leiser auf den Straßen, und auf unserem Parkplatz wird.
Doch wiegen wir uns leider fälschlich in auditiver Sicherheit.
Denn kaum haben wir uns vertrauensvoll in die Hände der tunesischen Nachtruhe gebettet, schallert der Muezzin mit allem was seine 70er Jahre Lautsprecher zu bieten haben, seinen  Weckruf zum Gebet. Und zwar pünktlich um 5.00 Uhr… nein nicht 17.00 Uhr… 5.00 Uhr. Erschwerend kam nun noch hinzu, dass sich unser Parkplatz nicht nur in der Nähe der Medina, also der gestrigen Partymeile, sondern, wie soll es auch anders sein, genau auf akustischer Tuchfühlung der hiesigen Moschee befand.
Was den Rest unserer Schlafhygiene betrifft, müssen wir an dieser Stelle vermutlich nicht weiter thematisch vertiefen. 🙈
Definit würde es unseren restlichen Aufenthalt in diesem Land um einiges erleichtern, wenn wir unseren Bio-Rhythmus den örtlichen Gepflogenheiten anpassen würden.


Also… dann tauchen wir einfach mal ein, in das Abenteuer „Ramadan“. 😉



 April 2025





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