Januar 2025
30.12.2024 – 02.01.2025
Kuscheldosentag 807 - 810
La Marsa - Silvester auf dem Lande – Hammemet
Unsere Mini-Kolone, die wir mit Rosi und Massimo gegründet haben, erreichte „La Marsa.
Auch wenn der Name dieses Ortes eher klingt, wie die neue Eissorte einer hippen Gelateria auf dem Berliner Ku‘-Damm, ist es jedoch ein schickes Städtchen an der tunesischen Mittelmeerküste.
Das erwartete orientalische Flair aus 1001 Nacht suchten wir dort allerdings vergebens.🤷♂️
Stattdessen wurden wir von einer eher westlich geprägten Innenstadt empfangen der man ansieht, dass sie sich bereits vor Jahrzehnten auf die Touristen aus Europa eingestellt hat.
Allein die recht präsente Moschee in der Mitte des Ortes erinnerte uns daran, dass wir uns nicht mehr auf dem europäischen Kontinent befanden.
Diese, eher exotisch sparsame Atmosphäre war uns allerdings zur Akklimatisierung und Vorbereitung auf die kommenden Wochen gar nicht so unrecht.
Definitiv nicht europäisch waren allerdings die Preise der Speisekarten in den vielen Restaurants.
Wir müssen uns zwar, was die Umrechnung von „Euros“ in „tunesische Dinar“ angeht noch ein wenig warmlaufen, haben aber relativ schnell verstanden, dass die Preise unterirdisch, im Sinne von extrem günstig sind.
Für gerade mal 5,00 € kann man in diesem Land seinen Bauch bereits soweit füllen, dass zwischen dem Knopf der Hose und dem dafür vorgesehenen Loch im Hosenbund ein gewisses Spannungsverhältnis auftritt, wenn Du die Portionen, die Dir von den freundlichen Servicekräften vorgesetzt werden, tatsächlich aufisst. 🙈
Apropos günstig… bei einen Dieselpreis von gerade mal 60 Euro-Cent/Liter können wir ganz getrost unsere Fahrt in den Süden planen, ohne mit Tränen in den Augen auf die Tanknadel schauen zu müssen.
Was also die finanziellen Rahmenbedingungen angeht, fühlen wir uns hier in Tunesien schon jetzt sauwohl. 😁
Für Rosi, Massimo und uns hieß es nun erst einmal Abschied nehmen.
Während die beiden sich am nächsten Morgen in Richtung Hammamet aufmachten, beabsichtigten wir uns ein flauschiges, und vor allem ruhiges Plätzchen zu suchen, um die Silvester-Nacht, relativ stressfrei, also ohne Geböller zu überstehen.
Unserem kleinen Oscar zu liebe, fuhren wir daher nach Korbous, einen kleinen Örtchen an der Küste, das uns mit hoher Wahrscheinichkeit von großartigem Feuerwerk verschonen würde.
Und genauso war es dann auch.
Mitten im Nirgendwo, standen wir direkt am Mittelmeer und unter Abwesenheit jeglicher, akustischen Stressoren hätten wir das neue Jahr begrüßen können, wenn…
… ja wenn ich nicht bereits gegen 22.00 Uhr, Oscars Vorbild folgend, in den Tiefschlaf gefallen wäre, während Ulrike mit einer Runde Bing-Watching auf Netflix das neue Jahr begrüßte.
An dieser Stelle wünschen wir übrigensauch allen, die diese Zeilen lesen, von ganzem Herzen ein tolles, neues Jahr.
🍾 🤗🍾
Da wir und dann doch noch einmal mit Rosi & Massimo in Hammamet verabredet hatten, fuhren auch wir am Neujahrstag dorthin.
Dank des bereits, von den beiden ausgekundschafteten Stellplatzes konnten wir uns dann auch entsprechend zügig in das bunte Treiben der größten Touristenmetropole Tunesiens stürzen.
Die Medina vom Hammamet war für uns fußläufig in ca. 15 Minuten erreichbar.
Dass sich hier im Sommer zehntausende von Menschen aus den umliegenden Bettenburgen tagtäglich auf den endlos scheinenden Sandstrand stürzen, blieb uns, jetzt im Januar zum Glück verborgen.
Wir konzentrierten uns auch eher auf den historischen Teil dieser Stadt.
Wie in den Medinas Marokkos, wirst Du auch hier recht schnell von den Inhabern der jeweiligen „Fachgeschäfte“ in den Bereichen „Auslegware“, „Haushaltsartikel“ und „Staubfänger für das heimische Fernseh-Tischchen“ freudestrahlend in allen Sprachen begrüßt, die das europäische Festland so zu bieten hat.
Wir haben den Eindruck, die Leute hier sind so freundlich, dass sie dich sofort adoptieren würden, wenn du nur lange genug stehen bleibst.
Daher gingen wir auch relativ zügig, immer freundlich lächelnd unserer Wege.
„Kommst Du rein… kannst Du kaufen“, „Billig, Billig, Billg“
ertönt es aus so ziemlichen jedem Türeingang, sobald sie dich der deutschen Nation angehörig erkannt haben.
Hammamet ist wie eine perfekte Mischung aus 1001 Nacht und einer Folge von Shopping Queen.🙈
Es ist quirlig, bunt und ein bisschen chaotisch, aber genau das macht den Charme aus.
„Das Leben ist wie ein Souk – man weiß nie, was man bekommt!“ 🤷♂️
Am nächsten Tag trennen sich wieder einmal die Wege von Rosi, Massimo und der Kuscheldosencrew.
Ihr Weg führt sie weiter nach Süden in Richtung Sousse.
Wo unser weg uns nun hinführt?
Keine Ahnung… wie so oft ist unser Plan, dass wir keinen haben. 😉
29.12.2024
Kuscheldosentag 806
T u n e s i e n –
W i l l k o m m e n i m A b e n t e u e r l a n d
Da uns die vergangene Nacht doch etwas mehr zusetzte, als wir vermuteten, lag ich noch – für mich recht ungewöhnlich – um 8:30 Uhr in der Koje, was sich im Nachhinein als durchaus sinnvoll herausstellte.
Denn ansonsten hätte ich vermutlich gar nicht bemerkt, wie sich ein Jugendlicher an der Hecktür unserer Kuscheldose zu schaffen machte, um uns mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die dort montierten Traktionshilfen zu erleichtern.
Da wir aktuell, aufgrund unserer Auflastung auf 3,85 Tonnen und der Entledigung unseres Motorrollers einschließlich des Trägers, zurzeit über keinerlei Gewichtsprobleme klagen können, hatte ich gegen die Entfernung unserer an der Hecktür angebrachten Traktionshilfen dann doch etwas einzuwenden.
Vielleicht kam er aber auch in freundlicher Absicht. Vielleicht war unsere Ladung durch die Fahrt einfach verschoben worden, und der freundliche Zeitgenosse in fortgeschrittener Adoleszenz wollte diesen optischen Makel lediglich in unserem Sinne wieder richten.
Da jedoch ein kräftiges Klopfen gegen die Innenseite unseres Heckfensters meinerseits das Kerlchen in einem hasenähnlichen Sprint über die benachbarte Wiese hüpfen ließ, bevor er sein heutiges Tagwerk verrichten konnte, blieb diese Frage leider für uns unbeantwortet. 🤷♂
Zumindest war damit für mich die ohnehin recht kurze Nacht zu Ende, sodass ich mich, wie gewohnt, meinem morgendlichen Kaffee-Ritual widmen konnte. Während der Wasserkessel so friedlich vor sich hin brodelte, vernahm ich ein ebenfalls sehr reges Treiben in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Rosi und Massimo, die direkt neben uns standen, wurden von einer Gruppe einheimischer Männer etwas unsanft aus ihrer Schlafkabine geklopft, die nun etwas emotional übereifrig auf sie einredeten.
Da man mein Französisch eher als nicht vorhanden bezeichnen kann, blieb mir die Botschaft dieser recht aufgeregt wirkenden Kommunikation erst einmal verborgen.
Massimo hingegen spricht, neben Italienisch, Englisch, Deutsch und auch Französisch fließend und konnte somit der aufgebrachten Truppe relativ aufmerksam folgen… also „relativ“ nicht aufgrund mangelnder, sprachlicher Kenntnisse, sondern aufgrund der Tatsache, dass er sich vor gefühlten 30 Sekunden noch im Tiefschlaf befand.🙈
Ich befürchtete bereits, dass sich die Anwohner unwirsch über unseren nächtlichen Aufenthaltsort aufregten, da es sich um Anwohnerparkplätze handelt, was allerdings auf diesem Kontinent recht ungewöhnlich wäre.
Aber wer weiß … Wir fangen ja gerade erst an, Tunesien kennenzulernen. 🤷♂
Die Auflösung erhielt ich, als ich dann mit meiner frisch aufgebrühten Tasse Kaffee zu ihnen hinüberstapfte.
Tatsächlich interpretierte ich die Aufregung der einheimischen Männer richtig. Doch galt dieses verbale Drama nicht unserem Nachtplatz, sondern eher einer kleinen Unaufmerksamkeit von Massimo und Rosi, die ihre Fahrerkabine unabsichtlich in einen Kinderspielplatz verwandelt hatten.
Unser 22-Stunden-Fähren-Marathon hatte natürlich auch bei den beiden gewisse konditionelle Spuren hinterlassen, sodass sie morgens um 4:30 Uhr heilfroh waren, sich endlich in ihre Koje legen zu können. Bedauerlicherweise hatten sie dabei vergessen, das Fahrerhaus abzuschließen, was ein paar Kids als Einladung betrachteten, dessen Inhalt auf das Genaueste zu untersuchen.
Zum Glück beobachteten ein paar Männer, die gegenüber in einem Café saßen, wie sich die – im wahrsten Sinne des Wortes – „Kleinkriminellen“ in aller Ruhe daranmachten, den Inhalt der Fahrerkabine in ihren Besitz übergehen zu lassen. Bevor sie jedoch größeren Schaden anrichten konnten, wurden sie rechtzeitig von den Männern vertrieben.
Klar, dass es dann erst einmal eine Standpauke bezüglich der Fahrzeugsicherung auf dem afrikanischen Kontinent seitens der einheimischen Bevölkerung gab, von der zwar Massimo alles, ich allerdings rein gar nichts verstand.
Letztendlich hielt sich der Schaden dank des schnellen Einschreitens der Männer in vertretbaren Grenzen, sodass der Schreck letztendlich dann doch größer war als die Verluste.
So aufgeschreckt, sprach allerdings nichts mehr dagegen, den Tag mit konstruktiven Tätigkeiten zu füllen, wie zum Beispiel dem Erwerb von landestauglichen Prepaid-Karten.
Der von uns auserkorene Shop hatte allerdings bei unserer Ankunft geschlossen.
… Es war Sonntag . 🤷♂
Und da wir aufgrund unseres derzeitigen Lebensstils nicht kontinuierlich über den aktuellen Wochentag informiert sind, war uns diese Tatsache wieder einmal durchgegangen. 🙈
Die Idee, am Flughafen die Objekte der Begierde zu erwerben, fanden wir dann alle als logisch nachvollziehbar, und so fuhren wir zum Selbigen.
Massimo folgend parkten wir kurz hinter dem Ankunftsterminal auf dem Seitenstreifen.
An dieser Stelle ein kurzer Diskurs in Sachen tunesische Verkehrsregeln :
Anders als in Deutschland wird hier in Tunesien die Parksituation nicht durch Beschilderung, sondern durch Markierungen am Straßenrand geregelt:
- Grün-Weiß: frei parken
- Blau-Weiß: gebührenpflichtiges Parken
- Gelb-Weiß: Parken nur mit Sonderrechten (Anwohner, Taxi usw.)
- Rot-Weiß: Parkverbot
So weit… so gut…
Dass wir unsere Autos nun an einer rot-weißen Markierung abgestellt haben, brauche ich hier nicht noch explizit zu erwähnen, denn ansonsten hätte dieser Bericht hier ja nicht den geringsten Unterhaltungswert. 🙈
Frohen Mutes gingen also Rosi, Ulrike und Massimo in das Flughafengebäude, um die für uns im Grunde unverzichtbaren Telefonkarten zu organisieren.
Schließlich muss man ja in der Fremde erreichbar sein. Zum Beispiel, falls einer von beiden Besorgungen machen muss, während der andere am Auto wartet. 🙈
Ich für meinen Teil wartete also mit Oscar im Auto … es müssen ja nicht alle durch das Flughafengelände stapfen.
So lehnte ich mich ganz entspannt auf meinem Fahrersitz zurück und begutachtete intensiv die Landesflaggen, die Rosi und Massimo im Laufe der Jahre auf das Heck ihrer Schlafkabine geklebt hatten, die allerdings Minuten später, auf magische Weise zu schrumpfen begannen.😯
Wenn man so versunken in den Tag hineinträumt, muss ein solches optisches Phänomen erst einmal kognitiv verarbeitet, und mit der Realität gleichgeschaltet werden, was verständlicherweise ein paar Sekunden in Anspruch nehmen kann.So eröffnete mir ein kräftiger Tritt auf die Bremse erst einmal, dass es nicht unsere Kuscheldose war, die sich gerade von unserer Kleinkolonne entfernte.
Ich sprang aus dem Auto und konnte gerade noch beobachten, wie sich ein Abschleppfahrzeug, mit dem Gefährt unserer Reisebegleitung vom Acker machen wollte.
Ein beherztes Klopfen gegen die Seitenscheibe nötigte den Fahrer zum Anhalten, sodass ich eine sprachlich recht fragwürdige Diskussion bezüglich dieser misslichen Situation beginnen konnte.
In fließendem „Handfuchtelig“ machte ich ihm begreiflich, dass das Fahrzeug, das er da gerade am Haken hatte, zu meinen Freunden gehörte und dass sie über das hinterlassen dieses Hohlraumes, anstelle ihres Autos wohl nicht ganz so erfreut sein würden.
Zumindest hatte er schon einmal begriffen, dass ich einen gewissen Bezug zu diesem Fahrzeug zu haben schien. Auch das Wort „Friend“ schien ihm nicht ganz fremd zu sein, sodass er mir vorschlug, doch meinen „Friend“ telefonisch zu kontaktieren, um diese Situation zu entschärfen.Die nächste Herausforderung war es also, ihm verständlich zu machen, dass eine telekommunikative Korrespondenz mit meinen „Friends“ aus mir bekannten, für ihn jedoch leider unverständlichen Gründen nicht möglich sei.
Also blieb mir nur, zum letzten Mittel der nonverbalen Kommunikation zu greifen.
Ich zückte mein Portemonnaie, holte 10,00 € heraus und winkte ihm mit optimistischem Gesichtsausdruck damit zu.
Zu meiner Überraschung schien er mit der Höhe der von mir angebotenen Entscheidungshilfe sofort einverstanden zu sein und ließ den Hilux samt Wohnkabine wieder vom Haken.
Dass das Ganze recht interessiert von einer Polizistin auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtet wurde, bemerkte ich erst, als das Auto wieder festen Boden unter dem Gummi hatte.
Innerlich richtete ich mich bereits auf einen weiteren, verbalen Infight mit der tunesischen Justiz ein, aber zu meiner Überraschung schien sie an einer weiteren Ahndung unserer Freveltat keinerlei Interesse zu haben. 🤷♂
Als der Abschleppwagen, noch freundlich winkend, den Tatort verließ, schlenderte auch sie wieder unverrichteter Dinge in Richtung Flughafengebäude.
Warum? Wieso? Weshalb? … Ich habe keine Ahnung . 🤷♂
Aber ich wollte ihr nun auch nicht hinterherlaufen und sie befragen, warum sie ihre Aufgabe als Ordnungshüterin nicht mit dem nötigen Pflichtbewusstsein ausüben wollte. 🙈
Eine gefühlte Ewigkeit wartete ich nun auf die Rückkehr meiner drei Telefonkartenjäger, mit dem bangen Gefühl, dass sich entweder die exekutive Gewalt der tunesischen Staatsmacht doch noch anders entscheidet und ihrer Bestimmung nachkommt, oder dass mein „Friend“ der Abschlepper eine weitere Runde dreht, um das für ihn wohl recht lukrative Ritual ein weiteres Mal zu wiederholen.
Alles war in diesem Moment noch möglich … also tigerte ich nervös zwischen unseren Fahrzeugen hin und her, bis ich dann endlich drei bekannte Gestalten durch die Ausgangstür des Flughafens kommen sah.
Ausgerüstet mit der regionalen Telekommunikationstechnik konnten wir uns nun endlich unserer eigentlichen Intention widmen, Land und Leute kennenzulernen.
So fuhren wir in unserer Kleinstkolonne die Küste entlang in Richtung „Sidi Bou Said“.
Kaum dort angekommen, waren wir auch gleich Zeuge, wie das Fahrzeug eines Parksünders, der wohl die entsprechende Gebühr nicht entrichtet oder überschritten hatte, optisch einschüchternd mit einer Parkkralle ausgestattet wurde.
So wurde uns klar: „Die meinen es echt ernst hier mit ihren Parkregeln.“
Also zogen wir brav unser Parkticket, um ganz in Ruhe unsere erste Ortsbegehung Tunesiens in Angriff zu nehmen.
Sidi Bou Said erinnerte uns mit seinen weiß-blau getünchten Hausfassaden ein klein wenig an Chefchaouen in Marokko.
Die Stadt machte sich bei uns spontan "sympathisch", indem sie durch gefühlte 1000 Treppenstufen von unserem
Parkplatz entfernt, wieder einmal eine vertikale Herausforderung für unsere momentane, konditionelle Verfassung darstellte.🤦♂
Entsprechend keuchend, aber nicht ohne einen gewissen Stolz in unseren feuchten Augen, kamen wir dann letztendlich ohne größere gesundheitliche Ausfälle, oben an.
Es machte Spaß durch die blau-weißen Gassen zu schlendern und sich unter anderem von dem reichhaltigen kulinarischen Angebot inspirieren zu lassen.
Daher ist es kaum verwunderlich, dass uns eines der vielen Restaurants auch relativ zeitnah „verschluckte“. 😉
Frisch gestärkt konnten wir nun unser nächstes Etappenziel anvisieren:
„La Marsa“, wo wir auch gemeinsam mit Rosi und Massimo unser Nachtlager aufschlugen.
Dazu jedoch mehr beim nächsten Mal …🙋♂
28.12.2024
Kuscheldosentag 805
A r r i v e d e r c i E u r o p a
Nun wollen wir also nach Tunesien…
...mit der Fähre.
Was erstmal recht einfach klingt, in etwa so, wie das Auflegen eines Einkaufes auf das Kassenband bei Aldi, entpuppte sich im Laufe des Tages dann doch als eine psychische, wie physische Herausforderung.
Nicht, dass wir bereits durch unsere Fähre nach Sizilien vorgewarnt gewesen wären, gingen wir doch wieder einmal mit einer gehörigen Portion infantiler Naivität an dieses Projekt „Überfahrt nach Afrika“ heran.
Zumal wir ja mit Rosi und Massimo eine gewisse, kompetente Verstärkung an unserer Seite hatten.
Morgens um sechs, eine Uhrzeit, zu der selbst die Sonne sich fragt, ob sie nicht einfach liegen bleiben sollte, standen wir brav am Hafen.
Warum?...
...Weil man fünf Stunden vor Abfahrt dort sein sollte, so stand es zumindest auf dem Ticket.
Fünf Stunden. Wahrscheinlich, damit man die Atmosphäre genießen kann. Doch das genießen der Atmosphäre gestaltet sich allerdings etwas kompliziert, wenn du vor dir eine Autoschlange siehst, die aussieht wie das Vorzimmer der Antragsstelle auf Bürgergeld in Berlin Wedding.
Dass dieser zeitliche Vorlauf allerdings durchaus Sinn macht, durften wir im Laufe der kommenden Stunden recht deutlich erfahren.
Jedenfalls standen wir nun erstmal Schlange…
Hinter uns?... Autos.
Neben uns?... Autos.
Und überall... Hupen.
Italiener hupen, selbst wenn nichts passiert. 🤷♂
Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wenn Autofahrer durch intensives betätigen ihres Signalhornes sichtlich davon überzeugt sind, den Verkehr zu Gunsten ihrer Willensbildung beeinflussen zu können.
Ich meine, wenn ein kleines Kind auf eine Herdplatte fasst, weiß es sofort:
„Da war jetzt eher doof ... hat weh getan… macht also für die Zukunft keinen Sinn… also das nächste mal… Finger weg“
Doch dieses Stadium der psychokognitiven Entwicklung scheint so mancher Autofahrer nie zu erreichen.🤷♂
Aber es ist, wie es ist…
es wird gehupt, was die Batterie so hergibt und wir üben uns wieder einmal in achtsamer Gelassenheit.😊
Die linke, im Grunde für den Durchgangsverkehr vorgesehene Spur wird so nach und nach ebenfalls von, mit Kisten bepackten und vollgestopften Fahrzeugen gekapert, die definitiv nicht an der Fähre vorbei, ihrem ganz normalen Tagwerk nachgehen möchten.
Der Versuch, sich dann ganz vorn wieder in die eigentliche Schlange zu drängeln hat zur Folge, dass die bereits brav angestandenen, potentiellen Mitreisenden, mit dieser Art des asozialen Miteinanders wenig einverstanden sind und entsprechend intervenieren.
Die Folge: HUPKONZERT!
Das verlassene Fahrzeug, in der rechten Warteschlange verbesserte die Situation auch nicht sonderlich, da sich nun alle Fahrer hinter dem Fahrzeug genötigt fühlten, auf die mittlere Spur zu wechseln.
Die Folge: HUPKONZERT!
Schuld an diesem Fahrzeugleerstandes hatte schlicht und ergreifend die Sonne, die nämlich gerade ganz zaghaft über den Horizont blinzelte. Und wer sich ein wenig mit den Gepflogenheiten von Weltreligionen beschäftigt hat, der weiß:
Es ist Zeit, sein Haupt gen Mekka zu richten, was der Fahrer des verlassenen Autos nun auch dienstbeflissen tat.
Hier stieß allerdings die Toleranz der, primär katholisch orientierten Italiener an seine, akustisch sehr intensiv wahrzunehmenden Grenzen.
Die Folge: HUPKONZERT!
Letztendlich kamen wir, nach lächerlichen 3 Stunden „Stopp & Go“ dann doch an der Schranke zum Hafengelände an.
Ich meine, was sind schon 3 Stunden Wartezeit im Vergleich zur Klimaerwärmung… die dauerte schließlich Jahrzehnte🙂
Wer nun glaubt, du hältst nun einfach einer freundlich lächelnden Mitarbeiterin dein online gebuchtes Ticket unter die Nase und die Welt nach Afrika liegt dir zu Füßen, der hat sich wahrscheinlich noch nie mit dem Prozedere einer Fährfahrt beschäftigt.
Wer das „Eldorado“ in Form eines Platzes auf der Fähre erreichen möchte, muss auch in dieser Phase des Boarding noch so manches Felsmassiv der Bürokratie erklimmen.
Passkontrolle dort…
...Stempel da…
...Genehmigung hier…
Unser nicht vorhandenes Rückfahrticket, das wir bewusst nicht erwarben, da wir wir uns die Rückkehr nach Europa flexibel halten wollten, war für den semifreundlichen Mitarbeiter am Schalter allerdings ein, nicht einfach wegzulächelndes Argument, uns den notwendigen Stempel auf unseren Laufzettel zu verweigern.
So blieb Ulrike nichts anderes übrig, als unseren Aufenthalt in Tunesien auf den 29.03.2025 zu fixieren und vor Ort ein Rückticket zu buchen.
Ein kleiner Trost für unsere nun eingeschränkte Autonomie ist, dass Rosi und Massimo tatsächlich auch die selbe Fähre nutzen und wir wieder gemeinsam die bürokratischen Hürden des Kontinentwechsels meistern können
Der von mir ind Rosi, in der Zwischenzeit gewonnene Kampf um einen Parkplatz, ermöglichte es uns, unsere beiden Einzelkämpfer um den Passierschein A38 (Kennst Du nicht? Kannst Du Googlen😉) auch wieder unversehrt einzusammeln, so dass der Fahrt auf die Fähre nichts mehr entgegenstand…
...Außer natürlich…
...die nach wie vor nicht enden wollende Schlange an hupenden und drängelnden Autos, von denen selbstverständlich einige jede erdenkliche Luftblase ausnutzten, um die Fähre vielleicht doch eine Fahrzeuglänge früher zu erreichen.
Doch irgendwann rollten wir dann tatsächlich auch in den Bauch der Fähre.
Das heißt, wir wurden hineingepresst wie Sardinen in die Büchse. Nur, dass die Sardinen besser riechen. Und wieder wollte es das Schicksal, dass wir unser Auto direkt neben das von Rosi und Massimo parkten.
Unsere Freude auf 12,5 Stunden Überfahrt und einem gemütlichen Liegesessel wurde allerdings bereits auf dem Weg zum Selbigen getrübt, als uns eine Stewardess darauf aufmerksam machte, dass unser Oscar nun nicht in den Genuss einer entspannten Überfahrt in einem der Clubsessel kommen sollte.
Im Gegenteil… er sollte nach Willem, dieser uns absolut unbekannten Person, die Überfahrt in einem Zwinger, außerhalb der Fahrgasträume im Außenbereich des Schiffes verbringen.
Unser Oscar? …
In einem Zwinger?
12 Stunden?
Und Nein… ich habe ihr jetzt nicht gesagt, dass sie sich diese Anordnung in den rektalen Teil ihrer humanoiden Hardware schieben könne, obwohl alles in mir ein fast nicht zu bändigendes Bedürfnis danach hatte, diesen Satz laut auszusprechen. Sie hätte mich vermutlich ohnehin nicht verstanden. 😉
Statt dessen nickten wir freundlich und erkundigten uns nach dem Standort dieser undiskutablen Option unseren Oscar auf dieser Überfahrt zu traumatisieren, um dann unverrichteter Dinge wieder in Richtung Fahrgastraum zu marschieren.
Dort, neben uns in einer Ecke, relativ gut getarnt, konnte Oscar dann doch die Überfahrt in unserer Nähe genießen.
Die Berechenbarkeit des Personals, das keinerlei Anstalten machte, sich in irgendeiner Weise um die dort sitzenden Fahrgäste zu kümmern, kam uns dabei natürlich sehr entgegen.
Dem aufmerksamen Leser drängelt sich nun natürlich die Frage auf, wie der arme Oscar es geschafft hat, seine Notdurft 12,5 Stunden wegzustecken?
Die Antwort: Gar nicht - Brauchte er nicht.
Ganz nach Vorbild des Hollywood Klassikers „ET“ schleusten wir unseren kleinen Beagle in einer Decke verpackt auf das Außendeck zum „Pippi machen“ und wieder zurück. Dort trafen wir im Übrigen auch weitere Hundebesitzer, die den Anweisungen des Personals genauso beflissen folgten, wie wir. 😉
So verging Stunde um Stunde…
Auf den Internetempfang haben wir aufgrund der boardinternen Preispolitik dankend verzichtet. Das Gleiche galt im Übrigen auch für den gastronomischen Teil des recht begrenzten Angebotes.
Mit 8,90 € für eine 250g-Packung Haribo Konfekt ließ sich Ulrikes Heißhunger auf Süßigkeiten relativ schnell in Wohlgefallen auflösen und wir gaben uns mit den Stullen zufrieden, die wir uns vorab und in weiser Voraussicht geschmiert hatten.
Überraschenderweise klang es bereits gegen 22.00 Uhr blechern aus den Lautsprechern, dass wir "bald" den Hafen von Tunis erreichen werden.
Diesbezüglich kamen uns natürlich Massimos muttersprachlichen Altlasten zugute, der uns das Gekrächze, das den Raum akustisch schmerzhaft füllte, simultan übersetzen konnte.
Es dauerte auch nicht lange, bis uns das Personal freundlich aber bestimmt, von unseren Sitzplätzen scheuchte, um für die nachfolgenden Gäste wieder, im wahrsten Sinne des Wortes, wieder „Klar Schiff“ zu machen.
Dass ein übermüdeter, aber frisch gesättigter Beagle neben uns auf dem Boden lag, schien nun allerdings niemanden mehr zu interessieren.🤷♂
Und selbstverständlich waren wir nicht "bald“ im Hafen… sodass wir noch gut 2,5 Stunden im Foyer verbringen durften.
So nach und nach wurde es dann auch kuscheliger und wir durften mit dem immer geringer werdenden Abstand zum Festland auch die, in kausale Abhängigkeit stehende, schwindende Distanz zu den anderen Fahrgästen genießen.
Letztendlich wurden dann doch die Pforten zu den Parkdecks geöffnet...
...und ich versuche es nun weitestgehend wertschätzend und in liebevoller Achtsamkeit zu meinem Mitmenschen zu formulieren…😇
Das sich nun entwickelnde Szenario ähnelte in etwa der Eingangstür bei Lidl, wenn am 27.12. der Verkauf von Feuerwerkskörpern freigegeben wird.
Auf eine weiterführende Beschreibung verzichte ich an dieser Stelle, da sie den oben gefassten Vorsatz mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zunichte machen würde.🙈
Aber wir haben es alle, ohne nennenswerte Verluste überlebt und verließen in gewohnt geordneten Chaos den Bauch der Fähre.
Gegen 0.00 Uhr befuhren wir dann in freudiger Erwartung das afrikanische Festland.
Und wer nun glaubt, dass wir damit unser Tagwerk abhaken und uns dem Schlaf des Gerechten widmen konnten, den müssen auch jetzt einmal mehr enttäuschen.
So war zwar Land… aber kein Ende in Sicht.
Denn eine, nicht ganz unwesentliche Hürde hieß es noch zu überwinden… den Zoll.
Dummerweise schlängelten sich ausgerechnet kurz vor der Zollabfertigung noch 25-30 Motorradfahrer an uns vorbei, die die Einreiseformalitäten unsererseits um ca. 2-3 Stunden nach hinten verschieben sollten.
Gemeinsam mit der Tatsache, dass die Zollstation mit einem einzigen, eher motivationsbefreiten Beamten besetzt war, der vermutlich mit dem ältesten Laptop des afrikanischen Kontinents ausgerüstet wurde, zögerte sich unsere Einreise dann noch bis ca. 4.00 Uhr morgens hinaus.
Aber immerhin, haben wir und die beiden anderen auch wieder einmal, so ziemlich gleichzeitig die Grenze nach Tunesien überfahren können, sodass wir uns gemeinsam einen Nachtplatz suchen konnten.
Erschöpft, aber zufrieden und erwartungsfroh auf die Dinge, die da nun noch kommen, schliefen wir dann in unserer Kuscheldose ein...
...Bis meine Nachtruhe auf recht uncharmante Weise beendet wurde…
Aber dazu mehr beim nächsten mal …
24.12 - 27.12.2024
Kuscheldosentag 801 – 804
Palermo… weihnachtlich ausgebremst.
Nach Palermo fuhren wir mit einer ähnlichen Erwartungshaltung, wie nach Neapel.
Eine Stadt, die laut und chaotisch ist, mordlustige Verkehrsteilnehmer auf dich loslässt und trotzdem irgendwie Spaß macht, auf ihre ureigene, italienische Art.
Palermo ist eine Stadt, die man nicht einfach besucht, man inhaliert sie, wie den Rauch einer Shisha-Pfeife oder den Pudding zum Nachtisch, wenn das Hauptmenü zu klein ausfiel.
Und wenn du bereit bist, Palermo mit allen seinen Marotten, seinen Regeln, die eigentlich keine sind, und seinem Chaos einmal innerlich so richtig fest zu umarmen, dann wirst Du diese Stadt lieben… oder verfluchen… je nach Perspektive. 😉
Apropos Perspektive… wir hatten das Glück oder das Pech, je nach Perspektive, Palermo quasi mit "angezogener Handbremse" erleben zu dürfen.
Doch trotz der weihnachtlichen Winterpause zeigte sich Palermo allerdings immer noch recht lebendig.
Die geschlossenen Läden hielten die "Palermitaner“ nämlich nicht im Geringsten davon ab, die Innenstadt von Palermo, wie im Grunde jeden Tag, als eine Party-Meile zu missbrauchen.
Wer braucht schon Mode-Boutiquen, wenn man gemütlich in einer Osteria einen gepflegten Aperol schlürfen kann …
Und genauso präsentierte sich uns Palermo auf seine ureigene, persönliche Art und Weise …wenig reizarm. 🙈
Am Heilig Abend angekommen, hatten wir, parkplatztechnisch quasi die freie Auswahl.
Die restlichen 362 Tag im Jahr soll die Parkplatzsuche in Palermo wohl eher der Jagd auf das „Ungeheuer von Loch Ness“ ähneln. Uns hat sich “Nessie“ quasi selbst auf dem Silber Tablett serviert. Danke dafür 😊
Da uns, was das Finden von Parkplätzen in den Metropolen Europas betrifft, ohnehin die Sonne aus dem Allerwertesten zu scheinen scheint, standen wir auch dieses mal wieder nur knapp 15 Minuten fußläufig zur Altstadt entfernt.
Von dort aus konnten wir ganz entspannt unser Rendezvous mit Palermo genießen.
Und was sollen wir sagen?... Auch Palermo schaffte es, uns zu wieder einmal überraschen.
Aber von vorn…
Palermo hat vermutlich mehr Ex-Herrscher als ich Haare im Gesicht:
Griechen, Römer, Araber, Normannen, Spanier – hier wollte gefühlt jeder mal König spielen.
Und alle haben etwas dagelassen.
Die Altstadt von Palermo hat etwas von einem Wühltisch in einem 1 Euro Shop. Man muss nur lange genug darin herumwühlen, dann schon findet jeder genau das was er sucht.
Byzantinische Mosaike neben Barockpalästen und arabische Kuppeln. Es ist, als hätten die Architekten einfach alles bestellt, was der Baumarkt seinerzeit zu bieten hatte.
Wenn bei Dunkelheit die 4 Häuserfassaden des „Quattro Canti“ im gesamten Farbspektrum des Regenbogens angestrahlt werden, kann dem unvorbereiteten Besucher schon mal ein unkontrolliertes „Aahhh“ herausrutschen.
Doch auch tagsüber macht der Platz mit seinen, in Kreisform erbauten Hausfassaden, mit reichlich Abstellmöglichkeiten für in Stein gehauene Promiabbilder des 17. Jahrhunderts richtig etwas her.
Kleiner Tipp: Versuche gar nicht erst, alle 4 Hausfassaden auf ein Foto zu bekommen, du wirst scheitern. Eher gelingt dir die Quadratur des Kreises. 🤦🏻♂
Da sich hier bereits im Mittelalter der gesamte Verkehr Palermos über diese Kreuzung drängelte, liegt die Vermutung nahe, dass auf diesem Platz der erste Kreisverkehr der Weltgeschichte entstand. Wenn auch mit weniger Hupkonzert, dafür mit mehr sizilianisches Gezeter vom Kutschbock.
Den „Quattro Canti“ sollte man sich, unser Meinung nach, auf keinen Fall entgehen lassen. Besonders nach Sonnenuntergang macht dieser Platz mit seinem Lichterspektakel richtig was her.
Palermo ist wie eine „Pizza mit Allem“ auf 158 km², gewürzt mit ungefähr 600.000 Einwohnern.
Man läuft durch die Straßen und fragt sich ständig: „Ist das jetzt ein Tempel, eine Moschee, eine gotische Basilika oder doch das Partyzelt für die nächste „Festa a palermo“?
Im Zweifelsfall ist es schlicht und ergreifend einfach alles gleichzeitig und eben: Palermo .
Falls Du sizilianisches Temperament in seiner Urform erleben möchtest, empfehlen wir einmal über den Markt von Ballarò und/oder den La Vucciria zu schlendern. Sofern ein Schlendern im eigentlichen Sinne dort überhaupt möglich ist. 🙈
Ballarò ist der Beweis, dass Italiener ALLES können – außer leise reden und Abstand halten.
Das gilt nicht nur für Auto Fahrer, sondern anscheinend auch für Fußgänger, zumindest an Plätzen wie dem Markt von Ballero.
Hier tobt der „Baccalà Veneto“ im Salzmantel…
Hier werden Fische geschmissen, Gemüse gestapelt und Preise verhandelt, als ginge es um das nächste G7-Gipfeltreffen. Die Straßenrestaurants werben mit bunt angerichteten Tellern voller Köstlichkeiten in der Auslage, dass die Auswahl schwer fällt.
Doch die Entscheidung nimmt dir meist freundlich, aber bestimmt, einer der vielen „Kundenfänger“ vor den Restaurants ab.
Keiner Tipp: Ein Sanftes reiben über den eigenen Bauch, mit gleichzeitigem Prusten und einem lächelnden Kopfschütteln signalisiert international verständlich, dass Du bereits gegessen hast. In der Regel lassen sie dich dann, ebenfalls freundlich lächelnd passieren.
Apropos Essen:
Solltest Du zufällig die Aufnahme von Nahrung in deinem Lebenskonzept integriert haben,
ist das Probieren folgender 2 Dinge definitiv ein absolutes Muss:
Zum einen die Arancini .
Auf den ersten Blick erinnern sie zwar erstmal an frittierte Billiardkugeln, sind aber echte Leckerbissen und auch nicht so hart, wie Billardkugeln… versprochen. 😉
Gefüllt mit den verschiedensten Ingredienzien wäre auch für jede Geschmacksrichtung etwas dabei. Du hast also kaum eine Ausrede, diese Arancini nicht zu probieren.
Also… Augen zu… Mund auf… und rein damit, in die Futterluke. 👍😀
Solltest Du mal in Palermo sein, empfehlen wir Dir für diesen Gaumenschmaus explizit das:
Das „Ke Palle“ im Herzen von Palermo.
Und wenn Du ohnehin schon dabei bist, deine guten Vorsätze bezüglich der Abstinenz von Transfetten über Board zu werfen, kannst Du auch gleich 20 Meter weiter in das „Cannoli“. stolpern.
Dort ist der Name Programm, denn es gibt für Dich die zweite, unverzichtbare palermische Spezialität.
Und wie der Name des Etablissements bereits vermuten lässt, handelt es sich um… Trommelwirbel… „ Cannoli“.
Das sind süße, sehr süße Teigröllchen, die deinem Magen dermaßen mit Ricotta zukleistern, dass du danach vermutlich gefahrlos einen Cocktail aus Schwefelsäure zu Dir nehmen könntest.
Aber diese Dinger sind… leider geil. 😜
Man erhält sie dort in 3 Größen und zum Schluss noch ein gut gemeinter Rat: Finger weg von der großen Variante. Sie wäre definitiv dein kulinarischer Endgegner. 😉
Etwa 30 Minuten Fußweg von der Innenstadt entfernt, liegen die Kapuziner Katakomben.
Wer es etwas weniger lebendig mag, ist dort genau richtig… also nicht, dass dort nicht genauso viele Touristen herumlaufen würden, wie im restlichen Teil der Stadt, aber zumindest hält sich das Temperament der Akteure, die man dort besuchen kann, in sichtbare Grenzen. Oder anders ausgedrückt… sie sind tot… mausetot und das bereits seit Jahrhunderten.
Das besondere an ihnen…
...sie gibt es noch…
...also nicht, dass du sie auf deinen nächsten Kanaster-Abend einladen könntest… das jetzt nicht gerade…
…Aber immerhin sind sie nicht, wie bei anderen toten Zeitgenossen meist üblich, zu Staub zerfallen.
Sie liegen dort noch rum…
Genauer gesagt, liegen sie nicht nur, sondern wurden dort gestapelt, an die Wand gestellt oder in anderen, bizarren Stellungen für die Ewigkeit konserviert.
Die ersten von ihnen bereits seit dem 17. Jahrhundert und die letzten, also quasi die „Nesthäkchen“ dieser illustren Gesellschaft, gesellten sich im Jahre 1837 dazu.
Dann hat die italienische Regierung wohl einen Aufnahmestopp verhängt. Ab dann wurde wieder ganz normal verwest. 🙈
Die Maskenbildner von „Walking Dead“ hätten hier ihre wahre Freude.
Ich laufe so durch die Gänge, in denen knapp 8.000 dieser Vorreiter der Zombie-Apokalypse auf Wartschleife liegen und denke mir:
„Was zum Henker haben die früher für ein Zeug geraucht, um auf solche Ideen zu kommen?“ 🤔
Die Antwort:
Platzmangel war schlicht und ergreifend die Ursache für diese Art der Bestattung.
Die toten Kapuziner-Mönche häuften sich im wahrsten Sinne des Wortes und wurden in einem extra dafür unter dem Kloster ausgehobenen Gewölbekeller aufbewahrt.
Schnell sprach sich herum, dass die dort endgelagerten Toten kaum verwesten, sondern für die Ewigkeit mumifizierten wurden, uns so wollten nach und nach immer mehr „normal Sterbliche“ an diesem „göttlichen Wunder“ partizipieren.
Als die Bewohner Palermos quasi Schlange standen, um in den Katakomben der Kapuziner zu einem unkaputtbaren Staubfänger verwandelt zu werden, kamen die Mönche in lagerlogistische Nöte.
So begannen sie, ihre Schützlinge auf immer fantasievolle Weise in den Gängen ihrer Katakomben einzukellern.
Das Resultat ist heute noch, in Form dieser, ca. 8.000 Mumien zu besichtigen.
Für einen, eher atheistisch geprägten Mitteleuropäer wie mich, dann doch schon ein wenig verstörend, wie sie dort einfach an die Wand gehängt oder in Regale gepfercht wurden, wie die Einweckgläser bei Oma im Keller.
Die Art der Aufbewahrung war vermutlich auch von der Zahlungsbereitschaft der Hinterbliebenen abhängig.
Wer es sich leisten konnte, durfte ganz bequem in der Horizontalen seine letzte Ruhe finden, weniger betuchte „Himmelpfortenanklopfer“ mussten sich halt mit einem Stehplatz zufriedengeben, was mich ein wenig an die heutigen Gepflogenheiten in Fußballstadien erinnerte. 🤦♂
Als „Vater aller Mumien“ gilt der Leichnam des Bruders „Silvestro Gubbio“.
Er wurde dort bereits im Jahre 1599 aufgebahrt und fristet dort bis heute sein lebloses Dasein, um sich täglich von tausenden Besuchern begaffen zu lassen.
Jeder so, wie er mag 🤷♂
Aber jetzt erstmal genug Palermo…
…Beschreibungen zur der Kathedrale von Palermo , das Teatro Massimo oder die Cappella Palatina, findest Du vermutlich ausreichend in jedem halbwegs vernünftigen Reiseführer.
Daher erspare ich Euch weitere, geistige Diarrhoe meinerseits zu dieser, wie wir finden sehr eindrucksvollen Stadt.
Nun geht’s nach Tunesien…
...am 28.12.geht unsere Fähre.
Da wir bezüglich „Abenteuer Fähre“ bereits etwas vorbelastet sind, haben wir mit Rosi und Massimo, einem Paar mit gleichem Ziel, aktuell eine Zweckgemeinschaft gegründet, um gemeinsam alle Hürden, die da auf uns zukommen werden zu meistern.
Doch dazu dann später mehr… und da ich diesen Bericht hier im Nachhinein verfasst habe und wir und bereits auf dem afrikanischen Kontinent befinden, kann ich Euch jetzt schon verraten… Es gibt viel… sehr viel… mega viel zu berichten. 😉
Abschließend möchten wir Rosi & Massimo noch einmal herzlich für die ereignisreiche Stadtführung danken🤗
Mit einem gebürtigen Italiener an seiner Seite, ist eine solche Stadt, wie Palermo doch nochmal ein anderes, eindrucksvolles Erlebnis.😊
24.12.2024
Kuscheldosentag 801
Corleone:
Wo Dir die „Casa Nostra“ die Pizza noch persönlich serviert.
oder...
...Eine Stadt, die Dir ein Angebot macht, das Du nicht ablehnen kannst.
Auf Sizilien zu sein, ohne Corleone einen Besuch abgestattet zu haben, wäre in etwa so, als wenn du „Mario“, den die Casa Nostra geschickt hat, den Zeigefinger in den Pistolenlauf stecken würdest, wenn er in deiner Kneipe das Schutzgeld kassieren möchte.
„Man macht es einfach nicht. 🤷♂️
Also fuhren wir, trotz der recht unangenehmen Temperaturen hinauf in die Berge, nach Corleone.
Die schneebedeckten Autodächer hätten uns bezüglich unserer Wunschvorstellung, die Feiertage in gemütlichen Straßencafés zu verbringen und uns die Sonne auf unsere gepflegten Bäuche scheinen zu lassen, doch etwas stutzig machen sollen. 🙈
Aber Ok… immerhin bewegen wir uns noch knapp über dem Gefrierpunkt, sodass wir unserem Trinkwassertank kein Frostschutzmittel, in Form von einem kräftigen Schuss „Limoncello“ zufügen müssen.
Obwohl… wenn wir so darüber nachdenken…😉
Sprechen wir den „Elefanten im Raum“ dann doch gleich zu Beginn einmal an:
Corleone…
… der Name allein sorgt ja aufgrund seiner hollywoodträchtigen Historie für mehr Drama als jede italienische Oper. Bekannt geworden ist die Stadt natürlich durch den Film „Der Pate“. Also, nicht der Typ, der bereits leicht angesäuselt mit deinem Sohnemann am Taufbecken steht und verspricht, ihn 2x jährlich, bis zur seiner Konfirmation, mit Geschenken zu versorgen… Nein der nicht.
Wir meinen jetzt mehr diese „Du schuldet mir noch einen Gefallen“-Variante.
Wer hat den Hollywood-Streifen „Der Pate“ nicht gesehen?
Ok… ich🙈…
Das sollte ich, anlässlich dieses Besuches vielleicht mal nachholen. 🤷♂️
Nichtsdestotrotz wurden diese Filmzitate im Laufe der Zeit zum internationalen Kulturgut, nicht nur für Hollywood-Nerds.
Corleone und die Mafia ...
...das ist so eine Beziehung wie Diät und Schokolade.
Man will ja eigentlich, aber irgendwie kriegt man es nicht so ganz getrennt, genau wie den Mythos Mafia und diese Kleinstadt in den Bergen Siziliens.
Früher war die Stadt das Zentrum der Cosa Nostra, also einer der größten Mafia-Strukturen der Welt.
Heute mutet sie friedlicher an, als der Inhalt des Nachtkästchens einer Novizin in der Klosterschule.
Corleone und die Mafia – das ist wie Bielefeld und die Verschwörungstheorien. Jeder hat schon mal davon gehört, aber keiner weiß genau, was jetzt davon nun die Wahrheit ist.
Unumstritten ist allerdings, dass Corleone historisch so etwas wie das Ausbildungszentrum für aufstrebende Cosa Nostra-Mitglieder war.
Man stelle sich ein „Hogwarts für potentielle Gangster" vor.
Gelehrt wurden wahrscheinlich Fächer wie „Erpressung leicht gemacht“, „fachgerechtes Einbetonieren von Verpetzern“ oder „Folter für Fortgeschrittene.
Statt Diplom gabs dann, nach bestandener Prüfung einen Nadelstreifenanzug und Sonnenbrille.
Aber diese Zeiten sind längst vorbei, die „Schule zum Beitrag der familiären Gewinnmaximierung ohne Skrupel“ oder kurz „„La Famiglia““ wurde längst geschlossen.
Heutzutage stehen hier keine Mafiosi mehr auf den Straßen herum, sondern Touristen mit Kameras, die man angesichts der Jahreszeit und den bereits erwähnten Temperaturen ebenfalls suchen muss. Wir sind quasi die einzigen, auswärtigen Deppen, die gerade durch die Gassen Corleones irren.🙈
Die furchteinflößenden Männer, in ihren dunklen Anzügen und Sonnenbrille, die an der Straßenecke stehen und uns wortlos hinterherschauen, während sie an ihrer filterlosen Zigarette ziehen, suchten wir in Corleone vergebens.
Wer zumindest einen Hauch von Mafia-Feeling erleben möchte, müsste schon das „Anti-Mafia Museum“ besuchen.
Hier erfährst du, wie die Mafia entstand, warum sie so mächtig wurde und – ganz wichtig – wie man sie erfolgreich bekämpft… zumindest aus Sicht der Polizei und der Regierung.
Ich kann mir allerdings vorstellen, dass dies so mancher Bar- und Restaurantbesitzer in Rom, Mailand oder Neapel noch bis zum heutigen Tage etwas anders sieht. 🤷♂️
Heute erinnert die Stadt eher an das Filmset aus „Don Camillo & Peppone“… ...italienisch, gemütlich und vor allem friedlich.
Unser Fazit:
Corleone ist wie ein italienischer Espresso:
klein, intensiv und doch mit einem gewissen bitteren Nachgeschmack.
„Der Pate lebt“ … zumindest im Geiste der Movie-Fans und hier im „Anti Mafia Museum“.
Aber Vorsicht…
…wenn Dir in Corleone ein gut gekleideter Mann, im Anzug und mit Sonnenbrille ein Angebot macht, dass Du nicht ablehnen kannst… hole Dir noch ein Autogramm und ziehe dann schnellstens nach Palermo weiter.
22.12.2024
Kuscheldosentag 799
Cefalù – Flotter Vierer + Doggy Style
Nun sind wir so richtig auf Sizilien angekommen.
Naxo haben wir nach unserem Treffen mit Wieland relativ zeitnah wieder verlassen.
Das Wetter, einschließlich der damit kausal in Verbindung stehenden Temperaturen, luden aktuell auch nicht gerade zu einem entspannten Strandnachmittag ein.
Also fuhren wir weiter bis Cefalù, einem kleinen Städtchen mit knapp 14.000 Einwohnern, ca. 80 km südöstlich von Palermo entfernt.
Begrüßt wurden wir erstmal von einem gehörigen Unwetter. Platzregen und heftige Windböen ließen uns für den ersten Tag erstmal einen Inside-Kuscheldosentag, einschließlich gepflegtem „Binge-Watching“ einlegen.
Ein Zufall wollte es, dass wir hier liebe Bekannte, die wir Anfang Oktober in Bagnoregio, nördlich von Rom kennenlernten, wiedersehen durften.
Sabine und Ralf sind, ähnlich wie wir, „Open end“ unterwegs und mittlerweile ebenfalls auf Sizilien gelandet. Dank moderner Kommunikationstechnik ist es heutzutage auch ein Leichtes, sich diesbezüglich kurzzuschließen und auf ein Treffen zu verabreden.
Den einzigen Tag ohne Weltuntergangsszenario nutzen wir auch gleich, um gemeinsam die Stadt und das Umland zu erkunden.
Morgens um 10.00 Uhr stapften wir los. Also „Wir“ das sind: Vier Zwei- und zwei Vierbeiner.
Ralf informierte uns vorab noch kurz über den geplanten Verlauf unserer Wanderroute.
Das 300 Höhenmeter nicht unbedingt mit unserer aktuellen, konditionellen Konstitution konform gehen könnten, realisierten wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wirklich. 🙈
Doch spätestens als sich der „La Rocca“ vor uns aufbaute, hätte uns die Diskrepanz bezüglich unserer aktuellen, physischen Verfassung und unserem vertikal-lastigen Vorhaben auffallen sollen. 🙈
Der „La Rocca“, ist ein recht imposanter, 300 Meter hoher Felsen, an dem das Städtchen Cefalù, quasi auf Tuchfühlung errichtet wurde.
Als wir jedoch den Obolus von je 5,00 € pro Nacktnase (für Fellnasen gratis) entrichtet hatten, war es für eine kostenneutrale Rückkehr ohnehin zu spät.
Also hieß es:
Pobacken zusammenkneifen und rauf auf den Hügel…
Auf eine präzise Beschreibung bezüglich unseres Aufstieges möchte ich an dieser Stelle gerne verzichten. Es könnte für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren eher verstörend wirken und würde ihnen unter Umständen die Freude an weiteren Outdoor-Aktivitäten verderben.
Nur so viel…
Sabine und Ralf meisterten, als diesen Aufstieg ein wenig souveräner als die mittlerweile, eher in „häuslicher Gemütlichkeit“ schwelgende Kuscheldosenbesatzung. 🙈
Von den beiden haben wir im Nachhinein auch erfahren dürfen, dass die Aussicht, während der Wanderung wohl recht beeindruckend gewesen sein soll.
Oben angekommen durften wir, sobald es unser Kreislauf und die so langsam schwindende Schnappatmung wieder zuließ, die dortigen Ruinen begutachten.
Das wohl prominenteste Monument ist der, leider recht klägliche Überrest des "Tempel der Diana". Diesen haben die Sikaner, eines der ältesten Völker Siziliens, bereits im 9. Jahrhundert vor Chr. errichtet.
Also lange bevor die Pizza Napoli ihren Siegeszug über die Insel antrat und die "Cosa Nostra" begann, sich ein Stückchen von der Selbigen abzuschneiden.
Das Bauwerk gilt als ein seltenes Beispiel für die vorgriechische Kultur auf Sizilien.
Historiker vermuten, dass der Tempel der Göttin Diana gewidmet war.
Hierzu ein kurzer Diskurs für Ahnungslose:
„Diana“ ist in der römischen Mythologie die Göttin der Jagd, des Mondes und der Geburt.
Ebenfalls war es wohl ihr Job, Frauen und Mädchen vor „was auch immer“ zu schützen.
Auf der anderen Seite des ionischen Meeres, also in Griechenland, stand sie als „Artemis“ auf der Liste der göttlichen Kommune des Olymps.
Hier oben, auf dem „La Rocca“ wurden zu dieser Zeit vermutlich Fruchtbarkeitsrituale durchgeführt, wie auch immer diese ausgesehen haben mochten. Einen rituellen Koitus stelle ich mir allerdings, angesichts des vorhergehenden Aufstiegs als recht herausfordernd“ vor 🤷
… aber Ok… andere Zeiten, andere Sitten.
Vielleicht waren genau diese Fruchtbarkeitsrituale auch der Grund, warum die Normannen dort im 12. Jahrhundert noch eine Festungsanlage errichteten. Schließlich hatten die Nordmänner bezüglich der Verbreitung ihres Gen-Pools gewisse Verpflichtungen, um gut 1000 Jahre später als cocktailschlürfende Touristen zurückkehren zu können.
Oder sie wussten schlicht und ergreifend, schon damals diese beeindruckende Aussicht zu schätzen.
Die Grundidee dieses „Castel mit Aussicht“ war wohl, die damals üblichen Verdächtigen, die gerne mal anderen Völkern über die Stadtmauer spucken wollten, rechtzeitig zu bemerken. So blieb den Bewohnern noch genügend Zeit, entsprechende Interventionen vorzubereiten, um kräftig zurück zu spucken.
Die Festung war also Teil eines Schutzsystems, das im Ernstfall einen Rückzugspunkt bot. Sozusagen als „Mission Schneckenhaus“ , falls Piraten oder andere Angreifer an der Küste auftauchten. Ich könnte mir vorstellen, dass so mancher Bewohner von Cefalù zu gerne heute noch auf dieses Manöver zurückgreifen würde, wenn sich im Sommer die Besuchermassen am Strand wälzen.
Unser Rückweg war dann, dank der auch hier auf Sizilien vorhandenen Erdanziehung etwas gefälliger und wenig spektakulär.
Am Fuße des „La Rocca“ kuschelt sich, wie bereits erwähnt, liebevoll die Altstadt von Cefalù.
Der alte Teil von Cefalù ist wieder einmal das, was der gemeine Tourist als „typisch italienisch“ bezeichnen würde, obwohl wir uns ja eigentlich auf Sizilien befinden, was nicht zwingend das Gleiche ist. Wer schon einmal mit einem Bayer und einem Ostfriesen gleichzeitig an einen Kneipentresen gesessen hat, weiß vermutlich was ich meine. 😉
Enge Gassen, Kopfsteinpflaster und winzige Läden, die so ziemlich alles verkaufen, was das Touristenherz begehrt, reihen sich hier aneinander.
Ob Keramik, die aussieht, als hätte jemand alle Regenbogenfarben in einen Mixer geworfen, bis hin zum dreidimensionalen Kühlschrankmagneten in Form des Ätnas, der dich zuhause jeden Morgen an Deinen Aufenthalt hier erinnert, in dem er Dir beim Öffnen der Kühlschranktür die Netzhaut Deines rechten Auges perforiert, kannst Du hier so ziemlich alles kaufen, was ins Handgepäck passt. Den Rest bringt halt die Spedition. 😋
Die Gassen sind so verwinkelt, dass selbst Google Maps irgendwann aufgibt und dich fragt: „Wo willst du überhaupt hin?“ … Doch wie in so vielen Städten, die wie mittlerweile besucht haben, ist auch hier in Cefalù eher der Weg das Ziel.
An dieser Stelle danken wir auch Sabine, Ralf und Rosi noch einmal ganz herzlich für die gemeinsame Zeit. Es hat wirklich Spaß gemacht die Tage und auch die Abende mit Euch zu verbringen.
Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen… irgendwo… irgendwann.
Unser Fazit:
Auch Cefalù war wieder einmal eine Überraschung. Mit seiner schnuckeligen Altstadt, dem langen Sandstrand und dem La Rocca bietet dieser Ort zu ziemlich alles, was man sich in einem gelungenen Urlaub wünscht. Und die diejenigen unter Euch, die weder Shoppen, Baden oder Wandern möchten, bietet Cefalù mehr als genug Restaurants und Bars, um die nicht verbrannten Kalorien wieder zuzuführen.
20.12.2024
Kuscheldosentag 797
Villa San Giovanni – oder wie wir beinahe nie nach Sizilien kamen.
Wer uns kennt, der weiß mittlerweile, dass wir sehr gerne mit einem
„Achirgendwiewirdesschonklappen-Gefühl „ durch die Weltgeschichte reisen.
Heute kamen wir tatsächlich ein ganz klein wenig an unsere Grenzen des positiven Denkens. 🙈
Die Mission „Fährticket nach Sizilien“ sollte sich im Laufe des Tages zu einer Mischung aus "Escape Room“ und „Mario Kart“ entpuppen, allerdings ohne Preisgeld oder Bonus-Leben.
Ein Fährticket in Villa San Giovanni zu erwerben ist in etwa so, als würdest du versuchen, die bereits gekochten Spaghetti waagerecht zurück in die Verpackung zu zirkeln, da du sie dann doch für den nächsten Tag aufheben möchtest.
Der Ticketkauf für die Überfahrt nach Sizilien schien quasi der Endgegner unserer mittlerweile über 2 Jahre und 60.000 km andauernden Reise zu sein.
Keine defekte Antriebswelle oder ein ausgeschlagenes Zweimassenschwungrad würde unsere Reise beenden…
Nein… der Versuch ein Ticket nach Sizilien zu erwerben sollte nun das „Game over“ unseres Lebenstraums einleiten.🙈
So fühlte es sich temporär zumindest an, als wir so durch die Gassen von Villa San Giovanni irrten, um das ersehnte Ticket zu finden, wie einst Indianer Jones den „Heiligen Gral“.
„Gestrandet in Villa San Giovanni, bei dem Versuch nach Sizilien überzusetzen“…
…so wird es dann auf unserem Grabstein stehen... natürlich in Italienisch.
Dabei mutete alles erstmal recht harmlos an…
… Google leitete uns problemlos zur Ablegestelle der Fähre, wo uns der Kontrolleur freundlich aber bestimmt zum wenden aufforderte, denn Tickets gibt's hier nicht.
Das dies heute nicht das letzte mal sein sollte, dass ich so kurz vor unserem ersehnten Ziel, die Überfahrt nach Sizilien, zum Wenden genötigt werde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht.🤷♂️
So schickte uns der Kontrolleur zu dem, etwa 500 Meter weiter hinten liegenden Ticketschalter. Frohgemutes stieg Ulrike aus, um für uns und unsere Kuscheldose die Überfahrt nach Sizilien zu legitimieren.
Nach einigen Minuten kam sie unverrichtete Dinge zurück und bemerkte mit, noch optimistisch klingender Stimme, dass es hier lediglich Fähr-Tickets für Personen ohne Fahrzeug zu erwerben gäbe.
Ticktes für Fahrzeuge gäbe es an einem Extra-Terminal in der Stadt. Der Sinn dieser logistischen Absurdität entzieht sich allerdings bis heute meines Verständnisses. 🤷♂️
Doch da unsere Kuscheldose leider noch nicht eigenständig mit Schwimmbewegungen beginnt, sobald die Wassermarke ihre Seitenschweller erreicht hat, blieb uns keine andere Möglichkeit, als diesen ominösen Ticketschalter für Kuscheldosen zu suchen.
Die Wegbeschreibung der Dame im Tickethäuschen entpuppte sich dann lediglich als eine recht wage Angabe der Himmelsrichtung.
Google Maps verweigerte uns ebenfalls eine präzise Routenplanung. Es machte sich eher einen Spaß daraus, uns in eine Art digitale Schnitzeljagd zu verwickeln.
„Jetzt scharf links abbiegen“ schallte es mit einem etwas sarkastischen Unterton aus dem Lautsprecher meines Smartphones, als wir uns aktuell auf der rechten Spur einer autobahnähnlichen, vierspurigen Fahrbahn befanden… „Sehr witzig“… dachte ich noch.
Doch Google schaffte es tatsächlich, uns die Routenführung noch mit einem weiteren Highlight zu versüßen, in dem es auf seine, in dieser Situation recht dominant wirkende Stimme anordnete doch JETZT zu wenden. 🙈
Aus nicht ganz uneigennützigen Gründen verweigerte ich allerdings diesen Befehl und fuhr erstmal weiter gerade aus, um eine eventuelle Konfrontation mit dem einheimischen Verkehrsfluss zu vermeiden.
Nach knapp 10 Kilometer in die entgegengesetzte Richtung, entließ uns die Autobahn an einer Ausfahrt, dann endlich wieder in unserer Autonomie, um den gesamten Kladderadatsch wieder retour zu gurken.
Also auf ein Neues…
…Wieder säuselte mir Google mit vermeintlich freundlicher Stimme zu, dass ich nun halblinks abbiegen solle.
Dass ich mich wieder einmal auf der rechten Spur befand und die aktuelle süditalienische Verkehrsdichte von einer nicht unerheblichen Anzahl testosterongesteuerten „Teilzeit-Testpiloten für italienische Kleinwagen“ bestimmt wurde, hat Google dabei allerdings nicht in seiner Routenführung mit eingerechnet.
Um es kurz zu machen…
… es gab für nicht die geringste Chance die Spur zu wechseln, um an diesen, für uns als aktuell als sehnlichsten Wunsch adaptierten Ticket-Terminal zu gelangen.
So sahen wir ihn mit zitternden Unterlippe und Tränen in den Augen wieder einmal, für uns unerreichbar, an uns vorbeiziehen.
Ein wenig zweifelnd an meiner Fähigkeit, den Anweisungen einer liebreizenden Frauenstimme aus dem Lautsprecher meines Smartphones zielführend Folge zu leisten fuhren wir rechts ran, um uns das „Ticket-Desaster in Dauerschleife“ noch einmal in aller Ruhe auf Google-Maps anzuschauen.
Die hier angegebene Routenführung lies mich dann doch weniger an meiner, sondern eher an der Kompetenz des Stadtarchitekten zweifeln, dessen Geistes Kind dieses aus Asphalt erschaffene Horrorszenario wohl ist.
Google zeigte mir weiterhin das Wendemanöver auf der 4-Spurigen Fahrbahn an oder alternativ eine Wiederholung der bereits beschriebenen, 20-minütigen „Schleife des Wahnsinns“. Den so langsam aufkommenden Berufsverkehr nicht eingerechnet. 🙈
Italien hat ja durchaus so seine landschaftlichen Reize, das gebe gerne ich zu, aber irgendwann möchten wir dann auch mal auf Sizilien ankommen… und das möglichst, bevor der Ätna das nächste mal ausbricht.
Und ja, zugegeben… in einer solchen Situation kann sich im Kopf eines Fahrers doch die eine oder andere verkehrstechnische „Kamikaze – Fantasie“ entwickeln, um diesen „Weg des Grauens“ nicht ein weiteres mal befahren zu müssen.
So hielten wir erst einmal inne, um der Situation eine, neue wertfreie Chance zu geben, sich in eine für uns konstruktiveren Ausweg zu verwandeln.
Genauso trocken, überraschend kam es dann über Ulrikes Lippen:
„Wir könnten ja auch online buchen“.
Gesegnet von diesem rettenden Geistesblitz machte sich Ulrike auch umgehend ans Werk, um uns schnellstmöglich aus dieser Situation heraus und auf Sizilien herauf zu bringen.
Allerdings ist das Buchungssystem der Fährgesellschaft ungefähr so nutzerfreundlich, wie ein defekter Toaster.
Zwar konnte Ulrike ein Ticket für uns buchen, allerdings verweigerte das System uns die Bestätigung der Buchung per E-Mail, welche letztendlich die Eintrittskarte auf die Fähre bedeutete.
Also... was hatten wir?
Den ausgewiesenen QR-Code auf der noch geöffneten Internetseite, den Ulrike nun mit verkniffener Mine auf dem Display ihres Handys zu halten versuchte.
Dieser QR-Code schien aktuell unsere einzige Chance zu sein, die ersehnte Überfahrt nach Sizilien noch in diesem Leben in die Tat umzusetzen.
Was hatten wir zu verlieren?
Also fuhren wir wieder zum Hafen und stellten uns, angesichts unseres „semilegalen Vorhabens“, ohne Aufsehen zu erregen, an der Fahrzeugschlange zur Fähre an.
Wie in einem schlechten Agentenfilm, rollten wir auf den Kontrolleur der Fähre zu und hielten ihm das Handy, mit dem QR-Code auf dem Display vor die Nase…
… und dann...
…das Piepen des Scanners…
...Laut…Verdächtig…
...zweiter Versuch…
...Die Sekunden verwandelten sich in Stunden…
...Einstein hatte also recht…
…der Kontrolleur sah uns an, als hätten wir gerade versucht, ihm ein neapolitanisches U-Bahnticket unterzujubeln…
…wir hielten den Atem an…
...Und dann…
...er nickte und winkte uns durch in Richtung Fähre.
20 Minuten später befuhren sizilianischen Boden.
Dem Weg nach Naxos, um uns mit Wieland zu treffen, sollte nun nichts mehr entgegenstehen.
Und tatsächlich… ohne besonderen Vorkommnisse kamen wir am späten Nachmittag in Naxos an.
Zu Naxos selbst fällt mir recht wenig ein, was ich hier zum Besten geben könnte.
Es ist ein aktuell im Winterschlaf liegender Badeort, mit im Charme der 70er Jahre.
Hier wird der Pauschaltourismus vermutlich noch in seiner Urform zelebriert.
Ein Hotel reiht sich neben dem anderen und der Ort selbst besitzt vermutlich mehr Restaurants als Einwohner, von denen auch die meisten geschlossen haben.
Der Strand wird sich vermutlich in den Sommermonaten mit genau den Menschen bis auf den letzten Quadratzentimeter füllen, die die Hotels am morgen ausspucken.
Nichtsdestotrotz war der Abend mit Wieland ein wirklich freudiges Ereignis. Es ist eine wahre Freude, hin und wieder bekannte Gesichter aus der Heimat sehen zu dürfen. Allein dafür hat sich unser heutiges Katastrophenszenario mal wieder gelohnt. 😉
Unser Fazit:
Solltest du jemals nach Sizilien wollen… buche einen Flug.
Es sei denn, du magst den Mix aus Comedy, Tragödie und einer Prise Wahnsinn, dann geht´s auch mit der Fähre. Am Ende kommst du immer rüber… irgendwie 😉
19.12.2024
Kuscheldosentag 796
Tropea – Mehr als nur ein Nachtplatz.
Gestern noch in Nardò, schlagen wir heute bereits 450 km weiter westlich im beschaulichen Tropea auf.
Okay… zugegebenermaßen könnte diese, für uns sehr ungewöhnliche Streckenlänge, bei dem einen oder anderen ein paar Fragezeichen über dem Synapsen-Verwaltungsstübchen auslösen.
Dem italienischen Connaisseur drängt sich im Zuge unserer „Hopplahopp-Aktion“ selbstverständlich die Frage auf:
„Wo bitte bleibt Matera und die anderen Hotspots Apuliens und Kalabriens?“
Demjenigen sei gesagt: „ Ruhig, Brauner… Antwort naht.“
Wie der Zufall es so will, erfuhren wir, dass ein lieber Freund aus Deutschland es sich aktuell für ein paar Tage auf Sizilien gemütlich gemacht hat.
Da es allerdings nur noch ein begrenztes Zeitfenster von drei Tagen gab, in dem wir uns treffen konnten, haben wir, wie es so unsere Art ist, im unkoordinierten Aktionismus kurzerhand beschlossen, uns den südwestlichen Teil des Stiefels – also primär Kalabrien – für den Rückweg aufzubewahren und auf direktem Wege nach Sizilien zu fahren.
Warum?... Genau!… Um den lieben Wieland zu besuchen.☺
Da kennen wir ja nix… Pläne umschmeißen zählt ja bekanntermaßen zu unseren primären Kernkompetenzen…
Also auf nach Sizilien. 💪
Da 8,5 Stunden Fahrzeit plus Fähre mittlerweile nicht mehr zu meinen primär bevorzugten Freizeitbeschäftigungen zählen, legten wir einen Nachtstopp in Tropea ein.
Am späten Abend angekommen, konnten wir uns aufgrund mangelnden Tageslichts erst einmal nur einen recht dunklen Überblick über dieses beschauliche Städtchen mit knapp 6.000 Einwohnern verschaffen.
Der erste Eindruck:
Viel Meer und noch viel mehr Felsen.
So verbrachten wir die Nacht eingebettet zwischen der rauschenden Brandung und einer knapp 50 Meter hohen Steilküste auf einem schmalen Parkstreifen, der gefühlt gerade noch so zwischen beiden vorgenannten Naturschauspielen passte.
Klingt romantisch… war es letztendlich auch.☺
So schliefen wir unter akustischer Berieselung der hypnotisierenden Meeresbrandung erst einmal ein und träumten von Zweimassenschwungrädern und sizilianischen Polizeikontrollen.
Am kommenden Morgen nahmen wir uns, trotz gewisser zeitlicher Diskrepanzen, noch die Zeit, uns das Städtchen ein wenig näher anzuschauen.
Die Rahmenbedingungen schienen optimal:
Die Sonne schien, der Parkplatz, den wir auf dem Seitenstreifen direkt am Strand in Anspruch nahmen, war wieder einmal saisonbedingt kostenfrei, und Oscar forderte ohnehin eine etwas größere Gassi-Runde ein, da für ihn der gestrige Tag primär aus schnellen Pippi-Nummern am Fahrbahnrand bestand.
Also… Aufbruch nach Tropea… was im Grunde auch der Filmtitel eines vierstündigen Leinwand-Epos mit der Kuscheldosen-Crew in den Hauptrollen sein könnte. 😉
Ohnehin klingt „Tropea“ … wie der Titel einer Neuauflage von „Star Wars“
„Tropea… Die Rückkehr der Pizzabäcker “ oder
„Tropea… Angriff der Pauschalteutonen“
Tatsächlich ist Tropea jedoch ein wunderschönes Städtchen an der Steilküste Kalabriens.
Es liegt ungefähr dort, wo Lukas Podolski den Ball treffen würde, wenn er ihn bei einem Elfmeter wieder einmal knapp über die Latte fegen möchte – also am Fußspann.
Die Tropeaner, so heißen hier die Einwohner, sind davon überzeugt, dass kein Geringerer als „Herkules himself“ diese Stadt gegründet hat.
Kleiner gehts halte nicht... klingt daher eher nach pathologischem Narzissmus. 🤷♂
Aber „hey“… warum sollte man hier nur den Belag der Pizza dick auftragen? 🤪
Etwas glaubwürdigeren Aufzeichnungen zufolge wurde Tropea dann doch eher von den Griechen gegründet… obwohl… Moment… war Herkules nicht Grieche? 🤔
Egal… zumindest haben die Freunde des gepflegten Gyros-Tellers auch hier die regionale Wohnkultur optisch geprägt. Da dies allerdings bereits im Jahre 800 v. Chr. stattfand, gehe ich mal davon aus, dass die entsprechenden Mietverträge mittlerweile wohl abgelaufen sein sollten.
Dass sich der Name Tropea aus dem griechischen Wort „Tropheum“ ableitet, was so viel wie „Trophäe“ bedeutet, sollte der italienischen Nation allerdings bis heute noch zu denken geben. 🤔
Tropea thront ein wenig halsbrecherisch ca. 50 Meter über dem Tyrrhenischen Meer an einer Steilküste.
Wie bereits erwähnt, standen wir nun genau diese 50 Meter unterhalb dieses Klippenkinos.
Rolltreppe?…
Aufzug?… Fehlanzeige!
Solltest du also der Stadt einen Besuch abstatten wollen, müsstest du dich wohl oder übel der unzähligen Treppenstufen bedienen. Diese führen dir ganz nebenbei und schlagartig vor Augen, dass die italienische Küche auf Dauer gravitative Diskrepanzen zwischen deinem Körper und dem spezifischen Gewicht der Erde ausgelöst haben könnte.
Oder etwas präziser ausgedrückt:
Du hast wohl in den letzten Wochen definitiv zu viel Pizza in dich hineingestopft.🙈
Mit Schnappatmung und einem leichten Brennen in den Oberschenkeln erreichen wir also die Altstadt auf dem Plateau.
Und was uns dort erwartet, ist durchaus diesen kleinen Reisebericht wert. 🙂
Kleine, verwinkelte Gässchen laden genauso zum Schlendern ein wie die zahlreichen Restaurants und Bars zur weiteren Expansion unserer raumfüllenden Persönlichkeit.
Auch wenn die Orientierung in den Straßen von Tropea nicht umfassend gewährleistet ist, landest du letztendlich doch immer wieder an der beeindruckenden Steilküste…
… oder eben in einer Bar… 🤷♂
Die vielen Jahre ihres Daseins sieht man den Häusern in den engen Gassen durchaus an. Doch irgendwie hat man das Gefühl: „Ja, genauso muss das.“
Der bröckelnde Putz und die windschiefen Fensterläden machen genau diesen Charme aus, den ein handelsüblicher Pauschaltourist auf seinen Busausflügen sehen möchte… eben typisch italienisch. 🙂
Du findest hier die optimale Filmkulisse für einen neuen Kitsch-Streifen mit Sophia Loren, welcher aus Altersgründen der Diva wohl lediglich in meinem privaten Kopfkino über die Leinwand flimmert.
Aber die Kulisse gäbe es hier zumindest…
...wenn sie dann noch wollen würde… 😋
Das absolute Highlight ist...
– Trommelwirbel –
... das Kloster Santa Maria dell’Isola.
Die Byzantiner haben es wohl vor ca. 1500 Jahren auf dem Felsen gesetzt, der noch vor der Steilküste Tropeas liegt.
Es sitzt also auf einem kleinen Felsen vor dem großen Felsen und sieht aus, als hätte jemand versehentlich einen gotischen Dom auf einem Eier-Soufflé geparkt.
Da das Kloster zur Zeit unseres Besuches geschlossen war, konnten wir es leider nicht besuchen. Doch der Blick von dort oben soll wohl sehr bemerkenswert sein.
Du siehst die Äolischen Inseln, den Ätna und, wenn du lange genug wartest, vielleicht sogar deine eigene Zukunft… ach nee… geht ja nicht… wegen der Erdkrümmung. 🤦♂
Die Campingplätze und die sehr großzügig angelegten Parkplätze am Fuße der Stadt – also 50 Meter tiefer am Strand – lassen uns wieder einmal erahnen, was hier in den Sommermonaten wohl los sein muss.
Nun liegt Tropea im Winterschlaf und erholt sich von der letzten Saison.
Unser Fazit:
Auch wenn du vermutlich nicht in den Genuss kommen wirst, Sophia Loren über das Kopfsteinpflaster der Altstadt von Tropea stöckeln zu sehen, ist Tropea allemal einen Besuch wert.
Und vielleicht… ganz vielleicht… kommt dir Sophia zumindest mit Rollator entgegen. 😉
15.12.2024
Kuscheldosentag 792
"Nardò" – ein Ort fürs „Dolce Far Niente“ – das süße Nichtstun. 😉
Nachdem wir bereits 10 Tage in einem Apartment, in San Isodoro verbracht haben, um uns ein wenig vom perzeptuellen Overload zu erholen, hat uns nun unsere Kuscheldose
weitere 10Tage „Zwangspause“ verordnet.
Wie bereits berichtet, hat unsere Kuscheldose aktuell einen, vermutlich für einen Mechaniker recht zeit-, und damit in letzter Konsequenz für uns recht kostenintensiven Schluckauf, den es auszumerzen gilt. Luft anhalten und erschrecken hat beides nicht geholfen, also bleibt uns in letzter Instanz nur der Weg in die Werkstatt. 🙈
Doch nun nutzen wir erst einmal die Wartezeit auf unseren Reparatur-Termin, um Nardò einmal so richtig kennenzulernen.
Mit gerademal 30.000 Einwohnern ist dieses Vorhaben allerdings relativ zügig abgearbeitet.
Bereits am ersten Tag waren wir über die Sehenswürdigkeiten der Altstadt, den kürzesten Weg zur Döner-Pizzabude, den naheliegensten Bäcker und der optimalen Gassi Runde für Oscars Geschäfte bestens im Bilde.
Aber „so what“… hier haben wir alles, was wir brauchen und können uns in aller Ruhe auf unseren Reparaturtermin freuen.
So ist es halt… Ihr freut Euch auf Weihnachten, wir auf unseren Reparatur-Termin.
So hat jeder so seine jährlichen Highlights.
Wie die meisten Städtchen in Italien, kann auch Nardò auf eine lange...
... sehr, sehr lange Geschichte zurückblicken. Vermutlich würde selbst das alte Testament vor Neid erblassen , wenn so ein gewisser Herr mit weißem Bart nicht die Welt in diesen 6 Tagen zurechtgeknetet hätte. Das toppt natürlich selbst das Alter Nardòs, wenn auch nur knapp.😉
Das Blättern in den digitalen Geschichtsbüchern ergab zumindest, dass sich die Bürger Nardòs bereits 460 Jahre bevor der, aktuell so intensiv gefeierte „Latten-Jupp“ die Bühne dieser Welt betrat, mit einem gewissen Syrakus aus Sizilien herumprügelten. Vermutlich, weil dieser Schutzgeld für ansässigen Pizzerien einforderte, worüber die hiesigen Familien-Clans nicht ganz so „amused“ waren.
So sind sie halt, die Sizilianer. 🤷Heutzutage finden derartige Geschäftsbeziehungen nicht nur in Nardò, sondern auch in Berlin, Hamburg und Duisburg-Marxloh statt.
Das nennt man dann wohl „kulturelle Globalisierung“. 🤷♂️
Selbstverständlich hinterließen auch die Römer in Nardò ihren architektonischen Fußabdruck, obwohl sie sich diesem Ort eher als Durchgangszimmer zweckentfremdeten.
Geprägt hat diese Stadt, so wie der Besucher sie heute vorfindet, allerdings eher das Mittelalter und der Barock.
Wenn du so durch die Altstadt schlenderst, stößt du recht schnell auf den „Piazza Salandra“.
Übrigens stößt man hier, auf Grund der recht übersichtlichen, räumlichen Ausdehnung auf so ziemlich alles recht schnell. Es ist halt ein kleines Städtchen, was tatsächlich auch gewisse Vorteile haben kann. Zum Beispiel, dass man recht schnell auf so ziemlich alles stößt. 🙈
Der „Piazza Salandra“ ist sozusagen das Herzstück von Nardò und ein durchaus sehenswerter, im Stil des Barock gehaltener Marktplatz, auf dem sich vermutlich in den Sommermonaten mehr Menschen drängeln, als Teenager vor der Bühne eines Justin Bieber Konzertes. Jetzt im Dezember, haben wir das Ganze allerdings wieder einmal als Exlusiv-Vorführung.
Mittendrin steht die "Guglia dell'Immacolata", eine imposante Barock-Säule.
Auf den ersten Blick dachte ich:
„Oh wie nett… diese Weihnachts-Pyramide ist ganz bestimmt eine freundliche Leihgabe aus dem Erzgebirge zum Zwecke adventlichen Kulturaustausches.“
Aber tatsächlich ist diese 19 Meter hohe Säule im Jahre 1769, zum Gedenken an das große Erdbeben im Jahre 1763, erbaut worden.
Warum diese Säule nun allerdings „Guglia dell'Immacolata“, also „Turm der unbefleckten Empfängnis“ heißt, entzieht sich jedoch unserer Kenntnis.
Die Cattedrale di Santa Maria Assunta ist ebenfalls nett anzusehen.
Von innen ist dieses göttliche Einzimmerapartment so prunkvoll eingerichtet, dass man fast glauben könnte, der Vatikan hätte das Budget zur Ausstattung dieser Kirche, versehentlich mit der geplanten Einrichtung des neuen päpstlichen Badezimmers verwechselt. Wunderschöne Fresken, beindruckende Stuck-Säulen, alles dabei was sich der ambitionierte Tourist für ein gelungenes Kirchen-Hopping so wünscht.
Dann das Castello Acquaviva.
...Früher eine Festung... heute Rathaus.
Ja, die Italiener wissen, wie man das macht.
Während die Rathäuser in Deutschland eher anmuten, wie der verzweifelte Versuch, einen deutschen Bunker an der Atlantikküste in der Normandie, nach seinem Beschuss durch die Alliierten, zu einem Dienstgebäude umzufunktionieren, ziehen die italienischen Amtskollegen in Schlösser und Burgen ein.
Bei der Vorstellung, wie der Bürgermeister von Nardò morgens die Zugbrücke hochzieht, wenn wieder einmal ein Bürger mit der Reklamation seiner Steuerprüfung droht, kann ich mir allerdings ein unterdrücktes Grinsen nicht verkneifen.
Unser Fazit:
Nardò ist vielleicht ein Städtchen, von dem ihr noch nie gehört habt, aber vermutlich kann dieser Ort mehr als nur 1001 Geschichten über sich und die Region, in der sie liegt, erzählen.
Ali Baba, Sindbad & Co würden wohl vor Neid erblassen.
09.12.2024
Kuscheldosentag 786
Nardò ... Am Ende des Regenbogens…
Am Ende eines Regenbogens steht ein Topf mit Gold... so sagt man.
Wir haben anscheinend das falsche Ende erwischt.🤦♂️
Seit gestern stehen wir also in Nardò, vor der, bereits gestern erwähnten Iveco Werkstatt.
Falls sich nun der eine oder andere von Euch fragt:
„Warum IVECO? Ihr fahrt doch einen Citroen Jumper“…
...dem sei gesagt:
„Macht nix… ist eh alles die gleiche Sauce.“
Ein Jumper ist im Grunde nichts anderes als ein zu teuer gekaufter Fiat Ducato, und Iveco baut sozusagen auch nur „Bauarbeiter-Ducato's“.
Und wo wir gerade dabei sind, ein „Boxer“ ist auch nur ein verkleideter Ducato im “Peugeot-Kleidchen“.
Im Grunde ist es also schnurz, welche dieser Werksstätten Du anfährst, es bleibt also alles in der Familie… ...sozusagen.
„Al Capone“ hätte seine wahre Freude gehabt. 😉
Und da sich Iveco nun mehr dem „Grobzeug“ verschrieben hat, dachten wir uns, dort mit unserem Wehwehchen besser aufgehoben zu sein, als in so einer „Schickimicki-Citroen-Werkstatt“, dessen Kompetenz in den meisten Fällen, bereits nach dem Auslesen des Board-Computers sein jähes Ende findet.🙈
Bevor ich hier nun eine Lawine der Empörung aller Citroen-Lobbyisten lostrete…
… Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. 😉
Übrigens haben sich die gestrigen „Vorab-Diagnosen“ via “ ChatGpt“, „Google“ und die Fern-Diagnosen einiger versierten Freunde in der deutschen Heimat, bestätigt.
Unser 2-Massen Schwungrad hat sich in seinen, mehr oder weniger wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.🤷♂️
Für diejenigen unter Euch, die bisher nicht wussten, was ein ZMS, also ein 2Massensprungrad ist, hier ein kurzer Crash-Kurs a la Kuscheldose:
Auch wenn „ZMS“ eher klingt wie die Diagnose einer Infektionskrankheit, die man sich während eines Club-Besuches im Vergnügungsviertel der Kölner Altstadt, auf der Damentoilette eingefangen hat, handelt es sich tatsächlich um ein nicht wirklich verzichtbares Bauteil unter der Motohaube unserer Kuscheldose.
Also was kann dieses ZMS-Dingsbums:
Stell dir vor, der Motor deines Autos wäre der wild gewordene Drummer aus der Muppets-Show. Vielleicht kennst Du noch „The Animal“ von den Muppets?
Also wie „The Animal“ mit seinen Sticks auf sein Schlagzeug einprügelt, so trommelt der Motor kontinuierlich wie ein Berserker auf das Getriebe ein.
Das Getriebe dagegen, verhält sich eher wie der etwas sensiblerer Background-Sänger, der nach Harmonie strebt. Das Getriebe ist also eher der "smoothe Performer", der die leiseren Töne bevorzugt.
Damit diese beiden konträren Rhythmus-Enthusiasten nun doch ein einigermaßen erträgliches Musikstück, also in unserem Fall eine ruckelfreie Fahrt, zustande bekommen, sorgt das ZMS für entsprechende Harmonie zwischen den beiden.
Das ZMS ist quasi der Manager dieser Band.
Es sagt dem Motor: „Cool bleiben, Kumpel! Nicht alles auf einmal!“ und dem Getriebe: „Keine Sorge, ich regle das.“
Dabei schiebt es sich tapfer zwischen die beiden, fängt die Schläge ab und lässt die notwendige Energie ganz geschmeidig so dosiert durch, wie es das Getriebe benötigt, ohne, dass ihm die Zähnchen geputzt werden.
Bis gestern wussten wir allerdings nicht einmal, dass wir so etwas unter der Motorhaube spazieren fahren und heute könnte dieses Teil doch glatt unsere gesamte Lebensplanung über den Haufen werfen.
Also dann wäre nix mehr mit neuen Abenteuern und neuen Reiseberichten.🤷♂️
Aber hey… wir sind einfach noch zu jung, um in irgendeinem verlassenen Dorf im Westerwald oder in der Eifel unseren Lebensabend zu fristen, um auf einer Parkbank die Tauben mit nährstofffreien Brotresten zu füttern.
Nein… wir wollen weiter…
...auch wenn unser Dispo-Limit jetzt höchstwahrscheinlich bis zum Halskragen ausgeschöpft sein wird, wenn diese Reparatur erledigt ist.🙈
Wir haben die feste Absicht, Euch auch weiterhin noch mit so vielen Reiseberichten quälen. Notfalls bis Euch die Augen bluten.😜
Der Status Quo:
Wir haben erst in 8 Tagen einen Reparatur-Termin erhalten.
Solange müssen wir irgendwie die Zeit, hier in Nardò totschlagen. Aber denken, das bekommen wir hin. 😉
Immerhin haben wir einen Stehplatz, mitten im Ort gefunden, der ein wenig Abwechslung verspricht.
Im fußläufigen Radius haben wir alles, was wir für einen angenehmen Kuscheldosen-Alltag so brauchen.
Wir sinf daher recht optimistisch, die Zeit bis kommenden Montag relativ psychosefrei zu überleben.
08.12.2024
Kuscheldosentag 785
Von San Isodoro nach …
... 10 km, dann war Schluss. 🤦
Kurzes Update…
Wir sind wieder unterwegs… so war zumindest unser Plan. 🤷
Aber ihr kennt das ja vermutlich selbst…. Erstens kommt es anders…
Nachdem wir uns in unserem temporären Domizil noch einen Nachschlag von 2 Tagen geholt hatten, da noch ein Paket vom „Weihnachts-Oger“ zu uns unterwegs war, sollte es heute weiter in Richtung Matera gehen.
Kleiner Spoiler… weit sind wir nicht gekommen.
Was genau ein „Weihnachts-Oger“ ist, dass wissen nur einschlägige Insider und das soll auch so bleiben. 😉 Allerdings ist damit bewiesen, dass Geschenke nicht vom Nordpol, sondern aus dem Westerwald, in die Welt geschickt werden.
(An dieser Stelle geht nochmal ein ganz herzliches Dankeschön an Martin und Sylvie raus 😘. Fühlt Euch gedrückt, geknutscht und ganz feste geknuddelt.)
Ok, nun zurück zu unserem eigentlichen Problem…
Würde man auf die Idee kommen, unsere Kuscheldose zu personifizieren, was natürlich niemand tun würde und wir schonmal gar nicht, könnte man sagen unsere Kuscheldose Bauchweh… ganz böses Bauchweh… Quasi kurz vorm Blinddarmdurchbruch. 😔
Eine möglicher Impuls dieser spontan auftretenden Insuffizienz nach unserem Apartmentaufenthaltes, könnte durchaus ein Anfall emotionaler Verstimmung oder anderes ausgedrückt, gekränkte Eitelkeit gewesen sein, da wir unserem „Döschen“ ja quasi 10 Tage fremd gegangen sind. Erst einmal so viel zum Thema Personifizierung. 😉
Ein weiterer, wohl eher wahrscheinlicher Grund ist wohl, dass sie schlicht und ergreifend an einem altersbedingten Wehwehchen leidet, das bei gut 165.000 gefahrenen Kilometern nicht ganz unrealistisch ist.
Fakt ist… im Motorraum veranstaltet unsere Kuscheldose aktuell ein dermaßenes Spektakel, , dass an ein Weiterfahren nicht zu denken ist.
Die Fern-Diagnosen via „Google“, „Chat GPT“ und einigen, fachlich versierten Freunden aus der Heimat, versprühen nach ausführlicher Symptombeschreibung unsererseits, nicht gerade Optimismus, was die Belastung unserer Reisekasse angeht. Alles, was wir so hörten, klang eher nach Sprengung der Selbigen.
Hauptverdächtiger: Das 2-Massen-Schwungrad.
Bis zum heutigen Tage wusste ich nicht einmal, was das ist, und schon gar nicht, dass wir so etwas, quasi als blinden Passagier herumchauffieren, geschweige denn, dass dieses ominöse Teil unsere gesamten Reisepläne durchkreuzen könnte.
Wie dem auch sei, stehen wir nach gerade mal 10 km Fahrt vor einer IVECO Werkstatt und warten auf den Montag und die entsprechende Hiobs-Botschaft.
Die gute Nachricht…
...Wir halten Euch auf den Laufenden.
Januar 2025